SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Es war bei einem Außentermin, vor ein paar Wochen. „Wir gehen dann gemeinsam bis zum Aussichtspunkt;  da erklärt jemand Ortskundiges alles.  Bleibt da oben, solange ihr wollt. Und nachher laden wir zum Kaffee und zum Imbiss ein und zum Reden und zum Weiterdenken. Wer den Weg zum Pfarrheim nicht weiß: geht einfach der Menge hinterher…“ Es war eine schöne Besichtigung,. Und zum Kaffee zu finden, war so einfach – alle haben ihren Weg gefunden; ich auch.

Dabei gehe ich eigentlich ungern da entlang, wo schon immer schon alle herlaufen. Der Menge hinterher – den ausgetretenen Pfaden folgen: Das ist bequem, es kann aber auch langweilig werden. Ich suche mir lieber eine alternative Route. Schon klar: Manchmal gibt es eben nur den einen Weg zum Ziel. Aber denken sie an die Bilder vom Mount Everest im Mai: Gedränge auf dem höchsten Berg, am Gipfelgrat –  das war außerdem auch noch gefährlich, da oben in der eisigen Kälte.

Wie gesagt: wo möglich, nehme ich lieber einen anderen Weg als alle. Dazu lädt übrigens auch Jesus in der Bibel ein: „Geht durch das enge Tor!, sagt er.  Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt,  und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng,  und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn.“

Das klingt, als würde Jesus da  zu einer exklusiven Veranstaltung einladen. Das Leben – damit ist das ganze Leben gemeint: vor und nach dem Tod. Und zu diesem wahren Leben ist jede und jeder eingeladen.  Und übrigens auch in der Lage, es zu ergreifen  oder den Weg da hin zu finden. Eine Regel dafür steht in der Bibel gerade eine Zeile vorher: „Alles, was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen!“ Die Goldene Regel – und die ist weder exklusiv christlich noch biblisch oder auch nur religiös begründet; einfach gelebte Menschlichkeit. Und eigentlich leicht zu befolgen.  Wer weiß, was er oder sie selbst gern hätte,  weiß auch schon, was den anderen gut tun würde, möglicherweise. Schade, dass viele das anscheinend schwierig finden – einen engen Pfad also, um im Bild zu bleiben, ein schmales Tor.

Immerhin: Alle sind dazu eingeladen –  ein bisschen Zeit für andere haben, sich dem üblen Gerede verweigern über bestimmte Gruppen –  ganz einfache Sachen eigentlich.  Aber wäre es wirklich eine Gefahr oder langweilig, wenn viele oder sogar alle gemeinsam  auf dem Weg der Goldenen Regel wären? Das wäre doch mal ein schönes Gedränge!

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28898
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