Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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19JUN2019
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"Das Herz eines Boxers, kennt nur eine Liebe, den Kampf um den Sieg ganz allein! Das Herz eines Boxers kennt nur eine Sorge, im Ring der Erste zu sein."  Max Schmeling musste diesen Schlager singen, obwohl er gar nicht singen konnte. Boxen, das konnte er, und das hat ihn zur Legende gemacht. Heute vor 83 Jahren, am 19. Juni 1936 schlug er in New York Joe Louis k.o. Damit war er ganz oben. Das Ziel seiner Liebe, das Ziel seiner Sorge, wie es der Schlager ausdrückt, war erreicht. Schmeling war der Erste und Deutschland hatte einen Helden. Denn es ist ein tolles Gefühl, oben auf dem Treppchen zu stehen. Und wenn es bei mir nicht klappt, dann hilft es meinem und dem kollektiven Selbstbewusstsein, wenn es andere für mich tun.

Es gibt ein sehr nachdenkliches Wort Jesu aus dem Matthäusevangelium, das heißt: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“ (Mt16,26). Dieser Satz ist sehr lebensnah, gilt für jeden, bündelt sich aber in seiner Bedeutung für einen Spitzensportler wie in einem Brennglas. Denn der siebte Himmel des Sieges und der Abgrund der Niederlage liegen nur eine 100stel Sekunde nebeneinander. Und das Blöde ist: wer einmal ganz oben war, für den kann es eigentlich nur noch abwärts gehen. Ob Biathlonstar Laura Dahlmeier auch daran gedacht hat, als sie vor kurzem ihren Rücktritt erklärt hat?

Warum Weltmeister wie Max Schmeling oder auch der Fußballer Fritz Walter bis heute unvergessen sind, liegt übrigens nicht nur in ihrer überragenden sportlichen Leistung. Sie haben ihr Leben lang auch als Mensch Werte vermittelt, die fürs Leben wichtig sind, sind Vorbilder für Fleiß, Disziplin, Anstand. Damit haben sie eine ganze Generation geprägt. Sie haben den Schritt von der obersten Stufe des sportlichen Treppchens ohne Sturz überstanden. Das Herz dieser Sportler kannte zum Glück auch noch andere Lieben, andere Ideale als den Sieg ganz allein. Und auch das hat sie – zwar nicht zu Göttern - aber zu Unsterblichen gemacht, zumindest in unseren Herzen.

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