Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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19JUN2019
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„Feind – Todfeind – Parteifreund“  - eine makabre Steigerungsformel, die Konrad Adenauer zugeschrieben wird. Sie gilt parteiübergreifend. Auch in der SPD hat man sich wohl ordentlich mit Dreck beworfen. Wen wundert´s, dass sich kaum noch jemand traut, geschweige denn Lust verspürt, den Vorsitz zu übernehmen?  Die Menschen haben diese Schlammschlachten so was von satt! Da geht es um das Überleben der Menschheit angesichts des Klima-Wandels, da klaffen Arm und Reich auch in unserem Lande immer noch brutaler auseinander, da finden Menschen keine bezahlbare Wohnung. Und weltweit wird aufgerüstet und gedroht – nun müsste endlich  politisch gehandelt werden. Statt dessen zermürben sich die Akteure. Das führt zu einer kolossalen Politik- und vor allem Parteien-Verdrossenheit. Pures Gift für die Demokratie! Politiker sind keine Übermenschen und keine Lichtgestalten, also darf und muss man sie kritisieren. Als Wählerinnen und Wähler haben wir sie unter Vertrag genommen. Wer nicht liefert, verliert sein Mandat. So knallhart gestaltet sich das politische Geschäft. Das ist die eine Seite. Die andere: Auch Politikerinnen und Politiker sind Menschen wie du und ich. Liebeshungrige, bedürftige Wesen, voller Sehnsucht nach einem Quäntchen Dank und Anerkennung und einem guten Wort. Ohne Zuwendung verkümmern sie, bringen nichts mehr richtig voran oder fallen auch noch übereinander her. Das geht gar nicht!

Der „Souverän“ in der Demokratie ist das Volk. Wir bestimmen, wo es lang geht. Daher dulden wir keine Selbstzerfleischung – weder in Regierungsämtern noch in den Parteien. Wir erwarten, dass die Verantwortlichen sachlich und fair miteinander streiten, dabei aber ihre Würde bewahren und einander respektieren. „Rote Karte“ daher für alle Intriganten, Selbstdarsteller und Wichtigtuer! 

Mein Rat: Nehmen wir doch die Politiker ins Gebet. Im doppelten Sinn: Stellen wir sie auf offener Szene! Sie sind uns Antwort schuldig. Zum andern aber: Ich nehme jene wirklich ins Gebet, die ich gewählt habe. Ich bete für sie, dass sie Politik im Sinne Jesu begreifen und leben, der gesagt hat: „Wer der Größte unter euch sein will, der sei euer Diener.“ (Markusevangelium 10,43). 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28867
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