SWR4 Abendgedanken

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Gibt es doch keinen Klimawandel? Es gibt Menschen, die das behaupten. Unter ihnen auch etliche, die das sagen, weil sie an Gott glauben. Und die Wissenschaft für sie ein Feind ist. Sie bestehen darauf: Wenn es Gott gibt, wenn er die Welt erschaffen und den Menschen zur Krone der Schöpfung berufen hat, dann kann es gar nicht sein, dass die Welt untergeht. Gott habe alles perfekt eingerichtet. Niemand kann seine Ordnung zerstören. Alle äußeren Anzeichen, die den Klimawandel für mich unmissverständlich belegen, leugnen sie. Zum Teil mit haarsträubenden Argumenten, die allen wissenschaftlichen Erkenntnissen Hohn spotten. Sie sagen beispielsweise: Die große Menge an CO2 sei für die Pflanzen gut, damit sie besser Photosynthese betreiben können und so unser Klima sogar verbessern. Oder: Deutschland produziere im globalen Zusammenhang eine Menge an Treibhausgasen, die absolut zu vernachlässigen sei. 

Ich kann darüber nur den Kopf schütteln. Beweisen doch alle, aber wirklich alle ernstzunehmenden Studien der Wissenschaft das Gegenteil. Wir produzieren viel zu viel CO2. Und müssen unser Verhalten unbedingt und schnell und nachhaltig ändern. In Deutschland sind wir nach vier Monaten im Jahr schon an dem Punkt, der uns für ein Jahr erlaubt ist. Also dreimal zu viel! 

Woher kommt diese Skepsis der Wissenschaft gegenüber? Sie bringt wohl Tatsachen auf den Tisch, die wir lieber nicht hören wollen, weil sie von uns verlangen, dass wir uns grundlegend ändern. Der Klimawandel hat mit uns zu tun. Und die Forschung analysiert die Ursachen und stellt diese in einen Zusammenhang mit unserem Verhalten. Das ist unbequem. Aber es ist wahr. Und vor der Wahrheit wegzulaufen, rächt sich immer. Aus diesem Grund gilt unter Christen die Wissenschaft mit ihren Erkenntnissen auch als eine Gabe des Heiligen Geistes. Weil nicht nur der Glaube allein in die Wahrheit führt, sondern erst das kluge Zusammenwirken von den vielen Gaben, die der Mensch hat. Eine davon ist eben, dass wir forschen und suchen, alles kritisch infrage stellen und immer wieder prüfen, ob wir die Welt richtig verstehen und das Richtige tun. Gott hat uns ausdrücklich auch diese Fähigkeit gegeben, damit wir sie einsetzen zum Wohl der Schöpfung und damit auch der Menschen. Gottes Geist wirkt also ganz ausdrücklich auch in den Wissenschaftlern. Er beflügelt sie, die Grenzen zu überwinden, die daran hindern, dass wir besser verstehen. Ich finde: Der Heilige Geist macht manche Wissenschaftler zu Propheten, die das Unbequeme aber Notwendige aussprechen. Und wir tun gut daran, auf sie zu hören. Gerade wenn wir uns auf Gott berufen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28834
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