Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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07JUN2019
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Heute ist in Baden-Württemberg der letzte Schultag vor den Pfingstferien. Gleich heute oder morgen werden sich viele auf den Weg in den Urlaub machen. Zwei ganze Wochen weg von zu Hause, alle Pflichten in der Schule und im Beruf hinter sich lassen, Fremdes sehen, Neues erleben. Es ist so gut, dass es Ferien gibt und dass es sie jetzt gibt, in der warmen Jahreszeit, wo es abends lange hell ist und wir uns viel im Freien aufhalten können. Ich weiß von mir selbst, wie sehr ich hin und wieder Ferien brauche, wie gut sie mir tun. Manchmal lebe ich richtig auf sie hin, kann’s kaum erwarten, bis sie anfangen. 

Ich mag meinen Beruf und mache meine Arbeit gerne. Es gibt mir ein gutes Gefühl, für andere etwas Nützliches zu tun; ihnen ein gutes Wort in den Tag mitzugeben oder Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen zu begleiten - wenn zwei sich das Ja-Wort geben, wenn jemand nicht über den Tod des Geliebten hinweg kommt. Ich freue mich auch, wenn ich positive Rückmeldungen bekomme. Aber ich lebe nicht ausschließlich für meinen Beruf. Er ist mir nicht das Wichtigste. Ich lebe nicht, um zu arbeiten. Sondern umgekehrt: Ich arbeite, um zu leben. Und ich glaube auch, dass Gott sich das so gedacht hat, als er den Menschen erschaffen hat. Der Mensch findet erst dann richtig zu sich selbst, wenn er frei ist. Frei von den vielen Zwängen und Erwartungen, die von außen an ihn gerichtet werden. In der Schule einen möglichst guten Abschluss zu erreichen. Im Beruf erfolgreich zu sein. In kurzer Zeit so viel wie möglich zu erreichen. Das strengt nicht nur an. Ich spüre, wie das Menschen immer wieder aus dem Gleichgewicht bringt. Und ich frage mich, ob das der Sinn des Lebens sein kann. Da tun dann Ferien besonders gut. Wenn ich nichts tun muss, spüre ich mich besser. Ich bin dann näher an meinem Inneren, an meinem Charakter, meiner eigenen Persönlichkeit, als wenn mich so viel ablenkt. Und ich bekomme eine Ahnung davon, wie es im Paradies gewesen sein muss, jenem Urzustand der Welt, als alles noch im Gleichgewicht war: zwischen Mensch und Mensch, Mensch und Tier, Mensch und Gott.

Ich glaube: Diese Freiheit von Pflichten und Erwartungen braucht jeder, um glücklich zu sein. Deshalb sind Ferien so wichtig. In diesem Sinne: Schöne und befreite Pfingstferien wünsche ich Ihnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28785
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