SWR2 Wort zum Tag

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Schönheit. Sie ist das Thema einer Ausstellung, die vor ein paar Tagen im Frankfurter Museum für angewandte Kunst eröffnet wurde.

Die Schönheit, sagen die Ausstellungsmacher Stefan Sagmeister und Jessica Walsh, habe in Kreisen mancher Architekten, Designer und Künstler einen schlechten Ruf. Weil sie häufig als kommerziell und oberflächlich gewertet werde. Zu Unrecht, finden die Beiden.

Wir glauben, dieses Denken ist überholt“, sagen sie. „Wir alle fühlen uns besser in einer schönen Umgebung. Und wir benehmen uns besser... Die meisten Menschen sind sich einig, dass Autobahnabfahrten nicht schön sind, darum verbringt niemand den Urlaub dort... Aber das könnte sich ändern, wenn eine solche Abfahrt mit Liebe und Sorgfalt gestaltet werden würde.“

Ich kann das nachvollziehen. Die Vorstellung, es genüge schon, wenn alles nur irgendwie funktioniert, macht die Seele nicht satt. In rein funktional errichteten Wohnblöcken oder Stadtvierteln fehlt gerade das, was Menschen das Gefühl gibt, ein Zuhause zu haben.

Schönheit hingegen ist das kreative Zusammenspiel von Gestalt, Farbe und Material. Aus dieser Komposition erwächst, was Sinne und Seele anspricht. Eine Anmutung, die etwas auslöst und bewirkt.

Denn weil Schönes verletzlich ist, geht man in aller Regel sorgfältiger damit um. In einem schönen Park bewege ich mich anders als auf einer Straße, wo überall Abfall herumliegt. So steuert Schönheit auch das menschliche Verhalten. Und stiftet Ordnung.

Für mich ist Schönheit zudem etwas, das nicht ganz von dieser Welt ist. Die feine Ziselierung eines Buchenblattes genauso wie die ansprechende Architektur einer nach menschlichem Maß erbauten Stadt - sie weisen mich auf etwas hin, was die Bibel den „schönen Glanz Gottes“ nennt.

So dass irdische Schönheit ein Abglanz wäre einer Schönheit, die das Irdische überschreitet. „Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt“, heißt es in der Bibel.

Gemeint ist eine Schönheit, die sich nicht an sich selbst berauscht. Sondern gestaltend tätig wird. Die dem Hässlichen versucht ein freundliches Gesicht entgegenzusetzen. Dem Chaos eine Form. Und die manchmal sogar aus Abfall Kunst macht.

Nein, Schönheit ist nicht überholt. Sie kann und will unserem Leben Gestalt und Ordnung schenken. Und dann stimmt es auch: mit Schönheit funktioniert alles besser.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28670
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