SWR3 Gedanken

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14MAI2019
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Auf der Suche nach dem perfekten Bild. Das Motiv ist eigentlich egal. Ein Selfie, die Natur oder das Mittagessen, es muss nur ein Bild sein, das es Wert ist, von anderen gesehen zu werden. Stets getrieben von dem Drang nach möglichst vielen Likes.

Jedes Bild versehen mit möglichst vielen Hashtags, um von noch mehr Leuten gefunden und bewertet zu werden.

Der Wunsch zu gefallen, so alt wie verständlich. Wer gefällt, wird gelobt, wer gelobt wird, wird geliebt. Und wer geliebt wird ist glücklich. Wer mag sie verurteilen, die uralte und so menschliche Sehnsucht nach Glück? Den Wunsch, zu gefallen.

Doch in der Freude an der Selbstdarstellung steckt auch eine Gefahr: Wenn die Sehnsucht zu gefallen eine Sucht wird. Wenn das eigene Selbstverständnis, ja das eigene Glück durch das Lob von anderen nicht nur gepushed wird, sondern geradezu davon abhängt. Wenn man sich selbst nur noch dann gut findet, wenn es andere tun. Dann wird die Freude zum Zwang, der Spaß zur Fessel, die mein Leben einschränkt, weil ich nicht mehr sein kann, wer ich eigentlich bin. Wenn beim Versuch, dem Bild anderer zu entsprechen das eigene Bild verschwimmt, dann läuten alle Alarmglocken. Weil nichts es Wert ist, sich selbst zu verlieren.

Denn am Ende des Tages zählt es nicht, wie vielen Menschen ein verzerrtes Bild von mir gefällt. Sondern wie viele Menschen mich so mögen, wie ich bin. Allen voran ich selbst.

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