Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17MAI2019
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Ich lese gerne Lebensgeschichten. Solche die bekannte Menschen über sich geschrieben haben. Mich interessiert, wer diese Menschen waren oder sind. Zum Beispiel der Musiker Eric Clapton oder der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Solche Lebensgeschichten sind dicke Bücher mit mehreren Hundert Seiten. Und trotzdem – eigentlich – erstaunlich dünn für ein ganzes Leben.

Würde ein Mensch wirklich sein ganzes Leben aufschreiben, dann müsste das mindestens ein ganzes Bücherregal füllen, nicht nur ein Buch. Wer ein Buch über sein Leben schreibt, der erzählt nicht alles, sondern nur einen kleinen Teil. Was dem Verfasser wichtig ist, schildert er ganz ausführlich. Mansches nur beiläufig und vieles überhaupt nicht. Was ich lese, ist also die ganz persönliche Sicht eines Menschen auf sein Leben.

Ich glaube, jeder Mensch hat so eine Geschichte über sich. Die wenigsten Menschen schreiben sie auf, aber jeder hat sie in seinem Kopf: Seine ganz eigene Sicht auf sein Leben. Seine ganz eigene Antwort auf die Frage: „Wer bin ich eigentlich?“

Meine Lebensgeschichte setzt sich nicht nur zusammen aus dem, was ich selbst über mich denke. Auch das, was andere über mich sagen, spielt eine Rolle. Ganz besonders die Geschichte, die meine Eltern über mich erzählen und andere Menschen, die mir nahe stehen.

Auch Gott erzählt eine Geschichte über mich. Nachlesen kann ich sie in der Bibel. Nicht direkt natürlich. Aber ich lese dort von Menschen, die in ähnlichen Lebenssituationen sind wie ich. Und ich erfahre, wie Gott über sie denkt. Deshalb kann ich aus diesen Geschichten herauslesen, was Gott über mein Leben sagt. Der Schauspieler Ben Becker hat es einmal so formuliert: „Alle Geschichten, die wir kennen und jeder von uns lebt, stehen in dem Buch schon drin“. Gemeint hat er die Bibel.

In Gottes Geschichte über mich steht zum Beispiel: Es ist kein Zufall, dass es mich gibt. Ich bin wichtig für diese Welt und meine Mitmenschen. Ich habe viele Talente, die ich einbringen soll. Ich mache auch viele Fehler und schade mir und anderen. Mein Leben wird nie so sein, wie es könnte. Aber Gott geht trotzdem mit mir durchs Leben, zeigt mir den Weg, hilft mir immer wieder auf. Und die Geschichte, die Gott über mich erzählt, geht gut aus. Sie endet nicht mit dem Tod. Nach dem letzten Kapitel gibt es noch ein Nachwort.

Das ist eine nüchterne und realistische Lebensgeschichte. Es ist aber gleichzeitig ein gnädige und eine hoffnungsvolle. Irgendwie eine gute Geschichte. Ich höre sie gern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28637
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