SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

„Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dinge!“ Im Jahr 1647 schrieb in Berlin ein Hauslehrer namens Paul Gerhardt diese Worte auf. Ein ganzes Gedicht wurde daraus, für das Gesangbuch des Freundes und Kantors Johann Crüger. Ein Morgenlied, ein Lobpreis Gottes nach einer vielleicht schweren Nacht. Gott, „dem frommen Menschenhüter“, vertraut Paul Gerhardt sich an:

Musiktitel

„Wach auf, mein Herz, und singe“: Paul Gerhardt hat vielleicht an diese Verse aus dem 57. Psalm gedacht: „Mein Herz ist bereit, Gott, dass ich singe und lobe. Wach auf, Psalter und Harfe, ich will das Morgenrot wecken!“
Das Morgenrot, der neue Tag: sie stehen für die Nähe Gottes. In dieser Nähe weiß der Beter und Dichter sich geborgen. Die Nacht dagegen steht für eine andere Macht, eine dunkle und bedrohliche:

Musik

„Als die dunklen Schatten mich ganz umgeben hatten, hat Satan mein begehret.“
Zwischen zwei Mächten sieht der Beter sich bedrohlich hin und hergerissen. Die Nacht ist hier nicht der Bereich der Ruhe und des friedlichen Schlafs, sondern das Reich des Bösen. Und auf der anderen Seite steht Gott, in dessen Licht der Beter jeden Morgen aufs Neue für Schutz und Rettung dankt.
„Wach auf, mein Herz“: Du Herz, das vor Angst bis in den Hals geklopft hat – tauche auf aus den finsteren Schatten, tritt ins Helle, in die Gegenwart Gottes, und singe voller Dankbarkeit!

Musik

Gott hält seine Versprechen. Sie sind für den Beter wie ein Schutzraum, so dass er nicht dem Bösen ausgeliefert ist.
Ich muss mich nicht jeden Abend ängstlich fragen, ob das Gute siegt und ich den Morgen sehen darf. Im Schutzraum, den Gott mir gewährt, kann ich voller Vertrauen einschlafen. Ich bleibe im Licht, in der Nähe Gottes. Und wenn ich aufwache, sehe ich als Erstes dieses Licht.
Paul Gerhardts Lied tröstet und ermutigt mich. Ich lasse mich in den Schutzraum führen, den Gottes Verheißungen mir errichten. Ja, die dunklen Erfahrungen gibt es. Angst zu versagen, Konflikte, die mich lähmen, nagende Schuld, Kummer und Trauer. Doch im Schutzraum bekomme ich Kraft, trotzdem neu zu handeln. Ich richte mich voller Zuversicht auf und rufe zu Gott: „Mit Segen mich beschütte, mein Herz sei deine Hütte.“

Musik 4

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Wach auf, mein Herz, und singe (EG 446)

Musiktitel 1:
Crüger, Johann; Gerhardt, Paul: Wach auf, mein Herz, und singe
Strophe 1
Interpreten: Gerhard Schnitter, Das Solistenensemble, CD: Die größten Choräle aus fünf Jahrhunderten, CD 1, Track 5, Hänssler Musik

Musiktitel 2: wie 1 (Strophe 2)

Musiktitel 3: wie 1 (Strophe 4)

Musiktitel 4: Bach, Johann Sebastian; Gerhardt, Paul: 12. Satz: Sprich ja zu meinen Taten. Choral aus:
Höchsterwünschtes Freudenfest. Kantate BWV 194, für Sopran, Tenor, Bass, Chor, 3 Oboen, Fagott, Streicher und B.c.
FBO: Trauermusik und Freudenfest – Konzertmitschnitt vom 14.01.2010
Interpreten: Wörner, Dominik; Collegium Vocale Gent; Freiburger Barockorchester; Suzuki, Masaaki
(Strophen 8 und 9)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28600
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