SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Als Kind habe ich oft von ihm gehört, aber sympathisch war er mir nie. Er schien mir immer zu sprunghaft und feige zu sein. Es geht um Petrus, der damals Jesus begleitet hat. Der Petrus, auf den sich noch heute jeder Papst im Petersdom beruft. Schließlich heißt es in der Bibel: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“

Da kann ich doch erwarten, dass dieser Petrus ein echtes Vorbild ist. Was die Bibel von Petrus berichtet, ist aber wenig ruhmreich. Vor Ostern habe ich seine Geschichte wieder gehört: Jesus betet vor den Toren Jerusalems, da kommen Soldaten und wollen ihn holen. Petrus will es nicht zulassen, zieht sein Schwert und haut einem Soldaten ein Ohr ab. Jesus muss einschreiten, hilft dem Soldaten und weist Petrus in die Schranken. Denn Petrus kann nicht glauben, dass Gott es alles so will.  

Bald darauf zeigt sich Petrus ganz anders: Er ist den Soldaten gefolgt und beobachtet, wo sie Jesus gefangen halten. Da sprechen ihn verschiedene Leute an und sagen: Du gehörst doch auch zu diesem Jesus. Petrus bekommt es mit der Angst zu tun. Er leugnet, irgendetwas mit Jesus zu tun zu haben. Wieder und wieder sagt er: Ich kenne diesen Jesus nicht. Schließlich fängt Petrus an zu weinen, weil er sich schämt, nicht zu Jesus gestanden zu haben.
Petrus taugt nicht zum Helden. Er bleibt nie cool, sondern ist sprunghaft und ungeduldig.

Doch eine Sache gibt es, mit der Petrus mich beeindruckt. Er hat etwas gefunden, an das er glaubt. Mit Haut und Haaren. Für ihn ist das Ostern: Jesus, der nach dem Tod am Kreuz zu neuem Leben aufersteht. Das begeistert ihn. Von diesem Jesus will er erzählen. Egal, wie oft er sich schon vor aller Welt blamiert hat: Er rennt auf die Straße und spricht alle Leute an. Er beginnt in andere Länder zu reisen, weil jeder von Jesus erfahren soll.

Von Petrus lerne ich: Nicht lange grübeln, sondern loslegen. Lieber über das Ziel hinaus schießen, als gar nichts zu tun. Vielleicht weine ich hinterher, wenn wieder etwas schief gelaufen ist. Aber wenn ich etwas gefunden habe, wofür ich brenne, wird mich das alles nicht aufhalten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28574
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