SWR1 3vor8

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(Jesaja 50,4-7)

Im Buch des Propheten Jesaja steht: Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. Heute werden diese Sätze in den katholischen Gottesdiensten gelesen. Sie stehen wie ein Leitmotiv über der kommenden Woche. Heute ist Palmsonntag. Christen auf der ganzen Welt erinnern sich daran, dass Jesus nach Jerusalem geht. Und dass dort sein Weg auf der Erde zu Ende geht. Wie schafft es jemand, so konsequent zu sein? Ich bewundere das Vertrauen, dass Jesus gehabt hat. Anders kann ich mir nicht erklären, wie jemand in so einer heiklen Lage so zielstrebig bleibt. Jesus muss zumindest geahnt haben: Das geht nicht gut aus. Jetzt werden sie jedes seiner Worte auf die Goldwaage legen. Sie werden nach Möglichkeiten suchen, wie sie ihm seine Worte im Mund umdrehen können. Die Griffelspitzer und Rechtsverdreher seiner eigenen Religion, die Superfrommen unter den Pharisäern und der Angsthase Pilatus auf dem Thron des Statthalters. Mit Wehrlosen machen die Mächtigen es gern so. Siehe Mahatma Gandhi, oder Martin Luther King. Auch um die kleine junge schwedische Frau namens Greta Thunberg habe ich Angst. Wie unerschrocken sie sagt, was sie denkt. Uns und allen Privilegierten ins Gewissen redet. Das kann nur jemand, der viel Vertrauen hat. Dem egal ist, was andere über einen denken. 

Vielleicht war das bei Jesus auch so. Weil er gewusst hat, dass es kommen wird, wie es kommen muss. Weil er ein starkes Selbstvertrauen hatte. Und weil das gestützt war auf Gott: dass ER den Sinn hinter allem bestimmt, was geschieht. Jesus hat dafür ein Vorbild gehabt. Den Propheten Jesaja. Was in seinem Buch steht, kommt dem sehr nahe, wie Jesus gedacht und geglaubt und gehandelt hat. Vielleicht hat er sich ja genau diese Stelle vorgesagt, die ich am Anfang zitiert habe, als er nach Jerusalem ging: Gott, der Herr, wird mir helfen; (...) Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. 

Jesus hat provoziert. Nicht aus Bosheit oder weil er auf Streit aus war. Nein, *wer den Mächtigen auf den Zahn fühlt, *wer Erwachsenen sagt, sie sollen werden wie Kinder, *wer Gott mehr vertraut als Menschen, der bringt durcheinander, wie wir uns eingerichtet haben. Damit macht man sich bei denen unbeliebt, die von der bestehenden Ordnung profitieren. Jesus hat gewusst, dass er damit nicht durchkommen wird, ohne anzuecken. Dass er einen festen Halt braucht, einen inneren Schutz, ohne hart zu werden. Weil er Schläge bekommen wird. So hält er an seinem Weg fest. Mit großem Vertrauen, das von Gott kommt. Das begeistert mich an ihm.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28458
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