SWR2 Wort zum Tag

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Ich bin in der Bretagne gewesen und hab bei dieser Reise auch die kleine Hafenstadt Ivry besucht. Für mich ist diese Stadt vor allem mit einer Frau verbunden, die ich sehr bewundere: Madeleine Delbrêl. Sie wird häufig als „Mystikerin des Alltags“ bezeichnet. Sie hat von 1904 bis 1964 gelebt. Madeleine Delbrêl hat ihren Glauben konsequent und ohne Kompromisse gelebt. Ich finde ihr Leben gerade deshalb so spannend, weil sie ihren ganz eigenen Weg gefunden hat, Jesus nachzufolgen.

 

Ihr Motto war: Gott ist bei den Menschen zu finden. Deswegen ist sie in die Arbeiterstadt Ivry gegangen, um dort zu leben und den Menschen zu begegnen.

Sie hat als Sozialarbeiterin gearbeitet. Sie hat Jobs vermittelt, wenn jemand arbeitslos war und hat geholfen Wohnungen zu finden. Sie hat zugehört, wenn jemand sich den Kummer von der Seele reden musste.

Das Besondere an ihr: Sie hat das nicht von oben herab gemacht, sondern als eine von den Leuten dort. Denn sie hat mit ihnen gelebt und genau den gleichen Alltag gehabt. Ohne Luxus und Komfort. Für sie ist genau in diesem Alltag Gott spürbar geworden. Dadurch, dass sie die Menschen beachtet und wertschätzt und ihnen hilft.

Mich beeindruckt besonders ein Zitat von ihr:

 „Die Nächstenliebe ist wie eine Brücke, die Gott und Mensch in einem einzigen Bogen verbindet. Dieser Bogen kann nicht aufgeteilt werden. Er ist eine Einheit, wie eine Hin- und Rückfahrkarte."

Diese Aussage hat sich für Madeleine Delbrêl aus der Bibel ergeben. Sie hat erkannt, dass Jesus immer mitten unter den Menschen gewesen ist. Das ist für ihn der Ort gewesen, um für die Menschen da zu sein. Ihnen von Gott zu erzählen und sie in ihrem Leben zu ermutigen.

Für Jesus war es wichtig, Gott zu lieben, seinen Nächsten zu lieben und sich selbst zu lieben. Madeleine Delbrêl hat sich daran ein Beispiel genommen. Sie hat gesagt, dass sich ihr Gott zeigt in den Menschen, denen sie auf der Straße begegnet.

Mich beeindruckt das. Denn sie denkt die Nächstenliebe umfassend. Sie liebt diejenigen, die ihr begegnen, als ob sie es selbst wäre.

Ich lasse mich gern von Madeleine Debrêl inspirieren. Wie sie Gott und die Menschen sieht – das beeindruckt mich. Und davon spricht sie in ihrem wohl berühmtesten Zitat. Madeleine Delbrel sagt:

 „Geht hinaus in euren Tag ohne vorgefasste Ideen, ohne die Erwartung von Müdigkeit, ohne Plan von Gott, ohne Bescheidwissen über ihn, ohne Enthusiasmus, ohne Bibliothek - geht so auf die Begegnung mit ihm zu. Brecht auf ohne Landkarte - und wisst, dass Gott unterwegs zu finden ist und nicht erst am Ziel. Versucht nicht, ihn nach Originalrezepten zu finden, sondern lasst euch von ihm finden in der Armut eines banalen Lebens.“ 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28416
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