SWR3 Worte

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29DEZ2007
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Das Weihnachtsfest ist vorüber, das neue Jahr hat noch nicht begonnen. Es ist, als befänden wir uns zwischen den Jahren.
Vielleicht verstehen wir den Hintergrund besser, wenn wir sagen: zwischen den Jahresanfängen. Caesar hatte den Jahresanfang vom 1. März, auf den 1. Januar vorverlegt. Das Mittelalter kannte fünf Daten. Der 25. Dezember konkurrierte mit dem 1. Januar, und eine zusätzliche Schwierigkeit ergab sich, als Papst Gregor XIII. zehn Tage ausfallen ließ, so dass die Katholiken schon Neujahr hatten, die Protestanten lange Zeit aber noch nicht.
Irgendwie befand man sich am Jahresende immer zwischen den Jahren, und unklare Zustände geben Raum für Aberglaube, Mythos und Brauchtum. Meine Schwiegermutter, die tief aus dem Mecklenburgischen stammte, weigerte sich etwa, zwischen den Jahren Wäsche zu waschen.
Selbst in unserer nüchternen Zeit weht uns zwischen den Jahren ein leiser Hauch an, als wären wir gleichzeitig in Vergangenheit und Zukunft gefangen.

Der Journalist Peter Schmachthagen im Hamburger Abendblatt 2002
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2840
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