SWR3 Gedanken

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Reizwort „Tempolimit“, nein ich werde den Teufel tun, mich öffentlich dafür oder dagegen zu positionieren. Ich selbst fahre auch gern zügig, manchmal schnell, aber schneller als 180 bin ich noch nie gefahren. Wahrscheinlich weil mein Auto das nicht hergibt. Doch ich weiß auch wie prickelnd es sich anfühlt, so schnell zu fahren, aber auch wie stressig das ist und um wie viel gefährlicher für mich und dadurch auch für die anderen. Darum hab‘ ich persönliche Tempolimits für mich eingeführt: Also 120 bei Nacht oder wenn ich müde bin, mehr strengt mich einfach zu sehr an. Und 130 bei längeren Fahrten, das ist easygoing und lässt mich locker bleiben. Ein Journalist hat das glatte Gegenteil davon dermaßen gut beschrieben, dass ich ihn gern zitieren möchte. Er, der sonst einen Familienbus fährt, hatte, weil ein Flug ausgefallen war, nach einem schnellen Mietwagen gesucht. Und bekam einen sehr schnellen. Er hat beschrieben welch „geilen Kick“ aus Lust und Angst er bei Tempo 260 erlebt hat. Er hat aber auch noch was anderes erlebt und ab hier zitiere ich den Journalisten Hauke Goos wörtlich: “Was ich an jenem Tag auf der A1 lernte: Es gibt neben dem umwelt- und verkehrspolitischem auch ein moralisches Tempolimit. Tempo 130, meinetwegen auch Tempo 150, gestattet eine Art von Konversation. Autofahrer die im ständigen Austausch miteinander sind. Man lässt andere rein, nimmt Rücksicht, achtet aufeinander, antizipiert Fehler, verzeiht Fehler, macht selbst Fehler ohne dafür gleich von der Bahn geschossen zu werden. Wer 200 fährt verlässt diese Gemeinschaft. Tempo 200 ist nicht Konversationston sondern ein leicht manischer Monolog. Wer 250 fährt, der schreit.“

Quelle: Der Spiegel Nr. 7/09.02.2019 , Vroooooom! Homestory: Wie ich lernte das Tempolimit zu lieben

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28330
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