Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Dreiundzwanzig Stundenkilometer. Ganze dreiundzwanzig Kilometer in einer Stunde. Diese Zahl hat das Auto eines Freundes ausgespuckt. Jeden Tag fährt er mit dem Auto zur Arbeit in die Stadt und abends wieder zurück. Und weil sein Auto einen Bordcomputer hat, weiß er jetzt, wie schnell er ist. Oder besser wie langsam. Denn für ein Auto, ob klein, ob groß, ist das ja nichts. Die können alle viel schneller. Aber wie so oft: nicht immer wird auch wirklich, was möglich ist.  Das ist niederschmetternd. Sitze ich nicht im Auto, um möglichst schnell von A nach B zu kommen?

Ich habe den Eindruck, wenn es um Fortbewegung geht, dann gibt es derzeit zwei Trends: Auf der einen Seite zählt Geschwindigkeit. Da kann es nicht schnell genug gehen. Und Menschen kämpfen mit aller Kraft gegen ein Tempolimit auf Autobahnen.

Auf der anderen Seite boomt das Pilgern. Entschleunigen. Weite Strecken einfach zu Fuß zurücklegen. Nur so schnell zu sein, wie es unsere Beine sind. Vielleicht könnte man ja beides kombinieren? Vielleicht braucht unser Autofahren wieder mehr vom Pilgern.

Darüber hat auch mein Freund nach der Datenauswertung seines Bordcomputers nachgedacht. Nein, er wird jetzt nicht aufs Fahrrad oder aufs E-Bike umsteigen oder mit der Regionalbahn fahren. Aber er will jetzt sozusagen ankommen im Unterwegs sein. Er hat sich vorgenommen, den Satz aus dem Verkehrfunk ernst zu nehmen: Allen unterwegs eine gute Fahrt! Denn gute Fahrt ist mehr als Geschwindigkeit. Gute Fahrt achtet darauf, dass es dem Fahrer gut geht. Dafür kann man etwas tun. Der Freund hat jetzt Musik dabei, um runterzukommen nach der Arbeit. Und er hat für sich den langen Atem entdeckt. Und Hörbücher. Ein Roman auf zwölf CDs. Das dauert. Das braucht viele Pilgerfahrten, bis das gehört ist. Zeit hat er ja jetzt, bei dreiundzwanzig Kilometern in der Stunde.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28317
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