Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Von Landau bis Bingen am Rhein gibt es nur noch einen einzigen rechtmäßigen Souverän: das freie Volk.“ Da können wir alle nicken und sagen: so ist das, ja. Eine Selbstverständlichkeit. Nichts Neues unter der Sonne. Doch das war einmal ganz anders. Kurfürsten, Grafen, Patrizier bestimmten hierzulande. Und alle anderen hatten zu kuschen.

Das würden sie vielleicht noch heute tun. Wenn nicht vor 226 Jahren die gewählten Vertreter des Volkes von Landau bis Bingen zusammengekommen wären. In Mainz im Deutschhaus, da, wo noch heute der Landtag diskutiert und Gesetze verabschiedet. Damals sagten die Volksvertreter: die Gesetze müssen für alle gelten. Die Gesetze gründen auf Freiheit und Gleichheit. Wieder so eine Selbstverständlichkeit. Ist doch klar, wie könnte es anders sein.

Aber damals, vor 226 Jahren, da sollte das in Deutschland zum ersten Mal Gesetz werden. In Mainz, unserer Landeshauptstadt, gründeten Männer die erste Republik auf deutschem Boden.  Allerdings: Frauen, so weit war man damals noch nicht, durften noch nicht mitentscheiden. Also noch viel Luft nach oben beim ersten Versuch,  Demokratie zu üben. Aber darauf kam es an: überhaupt einen Schritt zu machen. Demokratie zu wagen. Demokratie immer wieder zu üben. Denn nur was ich einübe, kann ich auch ausüben.

Mich erinnert diese alte Geschichte vom ersten Parlament auf deutschem Boden daran, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist. Man muss sie wollen und sich dafür einsetzen. Sonst wird es nichts. Demokratie muss verteidigt und gepflegt werden.

Für die Demokratie mit ihren auf Freiheit und Gleichheit gegründeten Gesetzen ist damals wie heute Luft nach oben. Darum: Von Landau bis Bingen am Rhein und auch andernorts können wir, das freie Volk, der einzige rechtmäßige Souverän, alle etwas für die Demokratie tun: üben, üben, üben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28313
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