Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

Menschen werden wegen ihres Glaubens verfolgt. Weil sie anders sind als die Mehrheit oder anders als die Einheimischen. Heute wird in vielen evangelischen Gottesdiensten für verfolgte Christen gebetet. Vorgestern sind durch ein Attentat in Neuseeland Muslime beim Gebet in der Moschee ums Leben gekommen. Auch für sie und ihre Angehörigen wird nachher gebetet werden. 

Oft ist Religion bloß ein Vorwand für Verfolgung und es geht eigentlich um Macht oder um Wohlstand. Oder einfach darum, dass die einen nicht dulden wollen, dass andere in ihrem Land anders glauben als sie. Ich finde es beschämend, dass auch im 21. Jahrhundert noch Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt oder benachteiligt werden. Aber das erleben – je nach Land – nicht nur Christen, sondern auch Muslime oder Angehörige anderer Religionen.

Verfolgt wegen des Glaubens. Ich glaube, es ist gut, sich daran zu erinnern, dass es das gibt. Die muslimischen Rohingya aus Myanmar zum Beispiel. Auch wenn das weit weg ist konnte man sehen, wie elend es ihnen ging auf ihrer Flucht. Oder jetzt zum Beispiel die Muslime in der Moschee in Neuseeland. Oder Christen in Ägypten.

Heute wird es in den evangelischen Gottesdiensten vor allem um die Christen in Nord-Nigeria gehen. Sie stehen für alle, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Die islamistische Terrormiliz Boko Haram geht dort gewaltsam gegen Christen, aber auch gegen gemäßigte Muslime vor. Immer wieder werden Schulkinder und junge Frauen entführt und versklavt. Dörfer werden überfallen und Kirchen zerstört. Hunderttausende sind auf der Flucht und landen in überfüllten Flüchtlingslagern, in denen es am Nötigsten fehlt. Die Vereinten Nationen sprechen längst von einer „humanitären Tragödie“. Kompliziert wird die Lage noch dadurch, dass Nigeria im Grunde zweigeteilt ist: In einen christlich geprägten Süden mit reichlich Erdöl-Vorkommen und einen muslimisch geprägten Norden, der deutlich ärmer ist. Diese Spaltung trägt zu den Konflikten bei.

Mich beeindruckt, dass es dort im Norden Nigerias und auch anderswo unter Christen und Muslimen mutige Menschen gibt, die sich mit der Gewalt nicht abfinden wollen. Sie riskieren viel. Sie versuchen, in guter Nachbarschaft zu leben. Sie teilen  miteinander, was sie haben. Egal, ob ihr Nachbar Muslim ist oder Christ. Sie stehen füreinander ein. Und wenn sie Gewalt erleben, machen sie einander Mut, nicht mit Gewalt zu antworten. Diese Menschen sind für mich ein Zeichen der Hoffnung. Auch für sie will ich nachher beten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28312
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