Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Na, heute schon Asche auf das Haupt gestreut? Genau daher kommt der Name Aschermittwoch: Früher war es in christlichen Kreisen üblich, dass man am Aschermittwoch ein Aschekreuz auf die Stirn gemalt bekam – oder etwas Asche auf das Haupt gestreut wurde. Asche: die traurigen Überreste von etwas, das vergangen war. Damit endete die Zeit des Faschings und eine neue Zeit fing an: 40 Tage vor Ostern sollten sich die Menschen so langsam auf Ostern vorbereiten.

Die Betonung liegt hier auf „langsam“, nach dem fröhlichen Feiern wollten die Menschen wieder zur Ruhe kommen, zu sich selbst und auch zu Gott. So etwas kennen wir heute kaum mehr. Heute stolpere ich von einem Highlight in das nächste – und wundern uns, dass die früheren Höhepunkte heute alle nicht mehr so besonders sind. Können Sie sich noch an Weihnachten oder die Geburtstage ihrer Kindheit erinnern? Warum hat sich das alles so verändert?

Jesus Christus hat gesagt: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei Schaden an seiner Seele nimmt?“

So verstehe ich diese Aussage: Ich brauche gar nicht die ganze Welt zu gewinnen und alles in meinem Leben mitzunehmen, was nur irgendwie geht. Denn dabei laufe ich Gefahr, meine Seele zu verlieren. Ich werde sie verlieren, wenn ich keine Zeiten der Ruhe, ja, der Leere finde. Ich werde sie verlieren, wenn ich von einem Termin zum nächsten hechte oder von einer Feier zur nächsten.

Letztens war ich auf dem Weg zu einer Veranstaltung, es nieselte leicht, als ich am Straßenrand eine Bekannte sah. Ich hielt an und wollte sie mitnehmen. Aber sie meinte nur: „Danke ich brauche die paar Minuten noch für mich“. Ein paar Minuten, nur für mich? Ich habe sie später auf diesen Satz angesprochen und sie hat mir erklärt: „Es waren nur 10 Minuten zu Fuß, aber die tun mir so gut. Da bekomme ich meinen Kopf frei, komme auf andere Gedanken.“

Vielleicht müssen es gar nicht immer die großen Zeiten der Ruhe und Entspannung sein? Vielleicht sind die ganz kleinen im Laufe des Tages auch sehr wichtig. Neulich bin ich vor einer Besprechung kurz in den Waschraum gegangen. Fünf Minuten, die ich ganz für mich war, in denen ich die Augen schließen und ein Gebet sprechen konnte. Überhaupt, Augen schließen: Das geht auch wunderbar in der Bahn am Morgen. Einfach mal das Handy vergessen und die Augen schließen. Alle denken, ich schlafe, aber ich kann in Ruhe meine Gedanken ordnen. Solch kleine Momente des Fastens, des Abschaltens und des Auftankens wünsche ich ihnen für heute, im Laufe dieses Tages. Es wird ihnen gut tun.

 

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