Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man. Ich habe da oft meine Zweifel. Jedenfalls haben mir schon Menschen gesagt: Ich habe die Hoffnung aufgegeben. Das waren manchmal depressive Menschen. Oder auch ein Schwerkranker, dem der Arzt gesagt hat: „Wir wissen nicht mehr weiter.“

Und ich kenne das auch: Es gibt Situationen, in denen es mir überhaupt nicht leicht fällt, zu hoffen. Zeiten, in denen das Leben schwer fällt. Ich habe erfahren: Gerade da ist Unterstützung für meine Hoffnung wichtig. Das eine, was die Hoffnung unterstützen kann, ist das Gebet. Menschen können manchmal nicht selber beten, weil sie sich fragen: Bringt das überhaupt etwas? Wie wohltuend kann es dann sein, wenn andere an einen denken und für einen beten. Das ist wie mit einem Streichholz. Alleine kann es nicht brennen. Aber wenn jemand die Reibung erzeugt, dann entsteht die Flamme. So ist es auch mit der Hoffnung. Sie kann neu entzündet werden, wo der Funke eines anderen überspringt.

Und das andere, was die Hoffnung unterstützt, ist für mich die Zuversicht. In dem Wort Zuversicht steckt das Wort „Sicht“ drin. Wie sehe ich die Zukunft? Zuversicht bedeutet nicht, die Zukunft durch eine rosarote Brille zu sehen. Sondern: tiefer zu sehen und darauf zu vertrauen, dass etwas wieder gut werden kann. Zuversicht ist so etwas wie eine Geh-Hilfe für die Hoffnung.

In der Klinik hat eine Familie mir das vorgelebt. Die erwachsene Tochter war schwer erkrankt, sie wurde auf der Intensivstation schon aufgegeben. Auch jetzt ist sie noch schwer krank. Aber als es am schwierigsten war und die Ärzte keinen Rat mehr wussten, da haben ihre Eltern bei ihr ausgehalten. Sie haben jeden Tag versucht, neue Zuversicht zu haben, und wussten, wie viele für sie beten. Auch jetzt ist der Ausgang noch nicht klar. Aber die geschenkten Tage und die gespürte Zuversicht, die kann ihnen niemand mehr nehmen. Dass Gott an der Seite ist: Diese Hoffnung kann tragen in guten und schweren Tagen und sogar über unsere Lebenstage hinaus. Und manchmal helfen mir andere – mit ihrem Gebet und ihrer Zuversicht, diese Hoffnung wiederzufinden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28127
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