SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ich habe wieder den ganzen Tag am Schreibtisch verbracht. Ich arbeite bis zum Umfallen. Ist das normal?“, hat mich jemand gefragt.
Viele Menschen arbeiten viel. Viele machen das gern. Manche auch nur, weil die Arbeit halt gemacht werden muss. Ich denke da an die Mütter und an die Handwerker. Ich kenne aber auch Menschen, die Angst um ihren Arbeitsplatz haben, deshalb arbeiten sie bis zur totalen Erschöpfung.

Ich habe von einem Mann gelesen, der das nicht mehr mitgemacht hat. Er seinen sicheren Arbeitsplatz aufgegeben und sich selbständig gemacht. Er wollte möglichst viel Zeit mit seinen Kindern verbringen. Er arbeitet nur noch an drei Tagen in der Woche. Er verdient deutlich weniger Geld. Aber für das Nötige reicht es. Musikunterricht oder Reitverein für seine Kinder kann er nicht finanzieren. Aber das stört ihn nicht. Er unternimmt viel mit seiner Familie. Sie gehen oft wandern, haben einen Freundeskreis, der sie unterstützt. Der Mann ist zufrieden mit seinem Leben. Er hat Zeit für seine Familie und für sich und sein Engagement im Gemeinderat.

Nicht jeder von uns kann das so machen wie dieser Mann, das ist mir klar. Aber seine Geschichte erinnert mich an eine Frage, die Jesus seinen Freunden gestellt hat: „Was hast du davon, wenn du alles in der Welt gewinnst und deine Seele nimmt Schaden dabei?“ (Matthäus 16,26)

Ich glaube: Jesus hat sich um die gesorgt, die zu viel arbeiten. Denn zu viel Arbeit macht unzufrieden, krank und einsam. „Was hast Du davon, wenn Deine Seele dabei Schaden nimmt?“, hat Jesus gefragt.

Ich will diese Frage mitnehmen in meinen Tag morgen. Ich will darauf Acht haben, dass es meiner Seele gut geht. Vielleicht mache ich früher Feierabend und unternehme etwas Schönes mit meiner Frau. Wir könnten einen Spaziergang machen oder setzen uns mit Freunden zusammen und erzählen uns. Solche Auszeiten für die Seele will ich in meinen Terminkalender fest eintragen, damit mir nichts anderes dazwischenkommt. Gut auf die eigene Seele achten - darum ist es Jesus gegangen. Damit es am Abend heißt: „Das war ein guter Tag heute.“    

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28106
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