Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

„Es hat einfach nicht sein sollen.“ Dabei hatte ich mir solche Mühe gegeben, das Projekt, das mir übertragen wurde, gut zu machen. Ich war motiviert, weil ich gesehen hatte, dass es wichtig und sinnvoll war. Und ich wusste, dass ich das auch konnte. Aber es kam anders. Kurz vor dem Abschluss stürzte das Programm ab, so gründlich, dass ein großer Teil der Arbeit nicht mehr zu rekonstruieren war. Der Termin, auf den hin das Ganze zulief, war nicht mehr zu halten, und jede weitere Arbeit wäre sinnlos gewesen. Trotz aller Anstrengung, der Plan ist gescheitert.

Vergeblich. Eine bittere Erfahrung, die niemandem erspart bleibt. Dabei ist ein Flop im Beruf ja noch lange nicht das Schlimmste. Viel schlimmer ist es, wenn man sagen muss: Wir haben alles versucht, aber die Krankheit war nicht zu heilen. Oder: Ich habe so sehr um diese Beziehung gekämpft, und doch gab es keine gemeinsame Zukunft.

„Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen…“ (Lukas 5,5) Diesen Satz kann man heute in den katholischen Gottesdiensten hören. Es sind ein paar Fischer aus dem Freundeskreis um Jesus, die sind nach einer langen Nacht auf dem See mit leeren Netzen zurückgekommen. Jetzt bereiten sie alles wieder vor, denn am Abend geht es ja wieder hinaus, Enttäuschung hin oder her. Da kommt Jesus und sagt ihnen, sie sollen nicht warten, sondern jetzt gleich, am helllichten Tag, nochmals rausfahren. Und tatsächlich: es wird der Fang ihres Lebens. Eine Wundergeschichte. Und wie alle Wundergeschichten völlig unwahrscheinlich, viele sagen: unmöglich.

Das eigentliche Wunder ist für mich nicht der Fang an sich, der so groß ist, dass die Netze reißen. Das größte Wunder der Fischfanggeschichte liegt für mich in diesem Vertrauen, dass mit Jesus alles möglich wird. In diesem Mut, seinem Wort zu folgen, ohne Angst, sich vor den Fischerkollegen zu blamieren. In dieser Erwartung, die sich auch von enttäuschenden Erfahrungen nicht kleinkriegen lässt. Das heißt nicht, dass immer alles genauso läuft, wie ich’s erwarte, weiß Gott nicht. Aber mit dieser Haltung kann ich dann notfalls auch gelassener sagen: „Es hat nicht sein sollen“. Denn vielleicht soll es ja beim nächsten Mal sein.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=28099
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