Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Im Internet wird viel kommuniziert. In Diskussionsforen zum Beispiel, bei Facebook oder Twitter oder ganz „klassisch“ per E-Mail. Und manchmal bekommt man da den Eindruck, dass der Umgangston immer rauer wird. Immer wieder beschimpfen sich Menschen wüst – und Dinge schaukeln sich sehr schnell hoch.

Manche sagen: Früher gab es das nicht. Es liegt also am Internet. Das hat einen schlechten Einfluss auf die Menschen. Ich glaube: Ganz so einfach ist das nicht. Und es bringt uns auch nicht weiter, schlechte Entwicklungen pauschal auf das Internet zu schieben – oder auf irgendeine andere Erfindung unserer Zeit.

Auseinandersetzungen konnten doch immer schon aus dem Ruder laufen. Zum Beispiel im Straßenverkehr. Den gab es schon lange vor dem Internet. Wie schnell zeigt man da einem den Vogel oder Stinkefinger. Genauso auf Schulhöfen, an Stammtische oder in Stadien. Beschimpfungen oder manchmal Prügel gab es da immer schon. Wo Menschen miteinander in Kontakt kommen, gibt es eben auch Missverständnisse und Konflikte. Und die Mittel, das mit Worten zu regeln, sind anscheinend begrenzt.

Das gilt dann natürlich auch im Internet. Das Internet ist ja keine ganz andere Welt, sondern eben ein weiterer Lebensbereich. Und deshalb passiert dort das, was sich auch anderswo abspielen kann.

Das Besondere am Internet ist allerdings: Man begegnet sich meistens nicht persönlich, sondern in der Regel nur schriftlich. Im Kontakt sind völlig unterschiedliche Menschen. Und oft bleiben die auch noch weitgehend anonym. Das kann die Hemmschwelle senken. Plötzlich gibt man Sachen von sich, die man einem anderen direkt nie gesagt hätte …

So betrachtet könnte man sagen: Das Internet deckt auf, was schon immer in uns steckt. Und dazu gehört eben nicht nur Gutes. In der Bibel wird erzählt, dass Gott mal gesagt hat: „Alles, was aus […] [dem] Herzen [der Menschen] kommt, ihr ganzes Denken und Planen, ist […] böse von Jugend auf“ (1. Mose 8,21). Ein harter Satz, aber vielleicht macht er uns etwas nüchterner, wenn im Internet mal wieder die Fetzen fliegen.

In der Bibel geht es dann noch tröstlich weiter: Gerade weil das Herz der Menschen böse ist, will Gott zu seiner Welt halten. Als Zeichen dafür setzt er den Regenbogen in die Wolken. (1. Mose 8,21 – 9,17) In dem ergeben viele verschiedene Farben ein schönes Ganzes.

Vielleicht ist der Regenbogen deshalb auch zu einem Symbol fürs menschliche Miteinander geworden. Immer wieder passiert es, dass völlig unterschiedliche Menschen einen Zugang zueinander finden, sich gegenseitig zuhören und verstehen. Auch diese Fähigkeit steckt in uns Menschen. Und Gott sei Dank zeigt sich das ja auch im Internet immer wieder.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27973
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