SWR3 Gedanken

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Es ist Wochenmarkt in Offenburg. Samstagmorgens ist da immer viel los. Also lasse ich mich mit der Menge mit-schieben. Neben mir die Stände mit Obst und Gemüse. Da fällt mir eine seltsame Prozession auf. Bestimmt sechzig, siebzig Leute: alle schwarz angezogen und manche haben sich den Mund mit Paketband zugeklebt. Sie laufen im Gänsemarsch hintereinander her und sprechen kein Wort. Wer da alles mitmacht: junge Frauen mit Kinderwägen, Senioren, Jugendliche. Die Gruppe ist bunt gemischt. Ich bin von ihnen fasziniert, obwohl sie ja gar nicht viel machen. Sie laufen nur und schweigen. Kurz bevor die Schlange an mir vorbeigezogen ist, drückt mir noch jemand einen Info-Flyer in die Hand. „Walk for freedom“ steht darauf. – „Marsch für die Freiheit“. Als ich den Text kurz überfliege wird mir klar: die Leute in Schwarz demonstrieren gegen Sklaverei.

Als ich weiterlese muss ich schlucken. Es ist furchtbar, was da draufsteht: weltweit gibt es Millionen von Sklaven: Arbeitssklaven, Sex-Sklaven, Kinder-Sklaven. Das weiß ich ja eigentlich. Aber was ich noch nicht wusste: kaum einer der Sklaven wird je befreit. Und kaum ein Menschenhändler kommt je vor Gericht.

Das ist harte Kost für den Samstagmorgen auf dem Wochenmarkt. Aber das soll es wahrscheinlich auch sein. Nur wenn Menschen von einem Problem berührt werden, engagieren sie sich auch. In diesem Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten: ich kann möglichst viele auf die Aktion aufmerksam machen. Ich kann die Organisation auch mit Geld unterstützen. Oder einfach mitlaufen beim nächsten „Walk for freedom“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27875
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