SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Die Türchen am Adventskalender machen es deutlich. Die Zeit rennt schon wieder auf den Heiligen Abend zu. Also muss ich mich beeilen, wenn ich mit meinen Geschenken nicht zu spät dran sein will. Ich weiß ja, wie es sich anfühlt, wenn der Markt schon „vertlaufen“ ist, wie man im Schwäbischen sagt. Der Adventskalender ist da mehr ein Stressmacher als eine Hilfe, mich auf Weihnachten vorzubereiten.  Ich will das aber als Christ gut machen. Und das hat etwas mit dem richtigen Timing zu tun.

Jesus erzählt eine Geschichte, in der es auch darum geht: Es ist eine Hochzeit geplant. Die Brautjungfern müssen abwarten bis die Mitgift ausgehandelt ist. Dann kann das Fest beginnen. Aber je angesehener die Braut, desto länger dauert das halt. Einige von den Brautjungfern haben das eingeplant. Sie haben genug Öl für ihren Lampen, egal wie lange es dauert. Aber es gibt auch welche, die denken, dass sie dann immer noch schnell Öl kaufen gehen können, wenn es irgendwann mal losgeht. Als das Fest startet, ist es für sie aber zu spät. Sie verpassen den entscheidenden Moment, weil sie die Zeit der Vorbereitung nicht dafür verwenden, worauf es später ankommt.

Diese Geschichte ist eine Warnung, dass ich das Entscheidende nicht verpasse, weil ich im Vorfeld nicht das Richtige getan habe. Das gilt im Großen für das ganze Leben, wo ich das, was mir wichtig ist, nicht immer nur auf später verschieben kann. Aber es gilt auch schon im Kleinen für die Vorbereitung auf Weihnachten. Dass ich an Heilig Abend noch schnell aus der Hektik zur Ruhe komme, wird kaum gelingen, wenn ich in der Zeit vorher unter Hochdruck und Stress in den Vorbereitungen gesteckt bin und durch die Läden hetze, um meine Geschenke zu besorgen. Wenn ich dann „Stille Nacht“ und „Friede auf Erden“ singe, aber noch im Stressmodus stecke, ist es zu spät. Ich glaube kaum, dass sich dann plötzlich ein innerer Friede einstellt, wenn ich vorher ungeduldig im Gedrängel der Kassenschlangen mitgekämpft habe, dass ich schnell-schnell weiterkomme.

Ich frage mich: Was ist jetzt das Richtige, wenn ich in zwei Wochen gut und vorbereitet Weihnachten feiern will? Ich muss da immer an den Spruch der Psychologin Ruth Cohn denken. „Wenn Du keine Zeit hast, nimm Dir am Anfang viel davon.“ Ich muss also gegen das vorgehen, was mich stresst. Bei Hektik und Druck ist es verkehrt, mich abzukämpfen. Besser, dass ich umso gelassener werde, je mehr Stress ich habe.

Zum Beispiel bei der Weihnachtspost, die ich immer im Vorfeld der Feiertage erledigt haben will. Ich kann doch meinen Freunden und Bekannten auch in der Zeit danach noch alles Gute wünschen oder mir an den Feiertagen Zeit für einen Anruf nehmen. Vermutlich haben dann alle mehr davon. Sie, weil sie nicht mit Floskeln abgefertigt werden, und ich, weil ich etwas entspannter in diese Zeit hineingefunden habe. Die Zeit, das gut zu planen, ist jetzt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27722
weiterlesen...