Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Heute ist der Lucia-Tag. In vielen schwedischen Familien ist heute früh die älteste Tochter mit einem Kerzenkranz auf dem Kopf in die Schlafzimmer spaziert und hat Eltern und Geschwister geweckt. Mit Licht und Gebäck – ein Vorgeschmack auf Weihnachten.

Lucia heißt übersetzt: „Die Leuchtende“. Eine Lucia hat darum weiße Kleidung an und trägt brennende Kerzen auf dem Kopf.

Der Legende nach hat die heilige Lucia im 3. Jahrhundert auf Sizilien gelebt. Christen sind damals verfolgt worden. Viele sind untergetaucht und haben sich versteckt. Lucia soll sich hingebungsvoll um verfolgte und bedürftige Menschen gekümmert haben. Sie hat sie mit Lebensmitteln versorgt. Eine Kerze hat sie gebraucht, weil sich viele in dunklen Höhlen versteckt hatten. Und um die Hände frei zu haben und möglichst viele Gaben schleppen zu können, hat sie sich kurzerhand die Kerze auf dem Kopf befestigt. So hat sie den Menschen nicht nur Lebensmittel gebracht, sondern auch Licht und menschliche Wärme.

Die Erinnerung an Lucia hat es von Italien aus bis nach Schweden geschafft. Dort hat man ihren Gedenktag auf den 13. Dezember gelegt – weil das nach dem alten Kalender die längste Nacht und der kürzeste Tag im Jahr war. Gerade wenn die Dunkelheit so übermächtig wirkt, wird ein Licht gefeiert. Der Lucia-Tag ist so ein Vorbote von Weihnachten geworden. Er kündigt schon Jesus als Licht der Welt an.

In Schweden und nicht nur dort wird es heute auch Lichter-Prozessionen geben. Vor allem Kinder sind dann unterwegs. Lucia und ihr Gefolge. Sie gehen von Haus zu Haus, singen Lucia-Lieder, bringen Licht und Gebäck. Sie wecken die Vorfreude auf Weihnachten. Sie sind selbst kleine Lichtblicke, kleine Hoffnungs-Funken. Die Dunkelheit gewinnt nicht. Ein schönes Zeichen, finde ich.

Nun könnte man ja sagen: es reicht doch, wenn eine Lucia vor sich hin leuchtet. Die Leute sollen zu ihr kommen, wenn sie etwas von ihrem Licht abbekommen wollen. Aber das gehört ganz wesentlich zu dem Fest dazu: Lucia und ihr Gefolge gehen zu den Menschen hin. Heute werden sie den kranken Nachbarn besuchen oder ins Pflegeheim gehen. Ganze Schulklassen werden ein Krankenhaus besuchen oder ein Hospiz oder eine Anlaufstelle für Wohnsitzlose. Das Licht soll in die Welt. Wer dankbar ist, dass in seinem Leben ein Licht leuchtet, der soll es mit anderen teilen. Nicht nur am Lucia-Tag.

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