SWR3 Gedanken

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Ich finde es ganz furchtbar: Menschen, die immerzu nörgeln, stänkern und ständig mit allem unzufrieden sind. Sie gehen mir einfach auf die Nerven mit ihrem Gemecker. Und doch bin ich auch froh, dass es sie gibt, die Nörgler und Stänkerer, die ständig mit allem unzufrieden sind. Denn obwohl sie unbequem und oft auch un-angenehm sind, sind sie  wichtig. Denn Unzufriedenheit ist oft der erste Schritt zur Veränderung.

So richtig aufgefallen ist mir das erst, als ich meine kleine Tochter beobachtet habe. Sie liegt auf dem Rücken und quengelt, weil sie nicht an die Rassel ran kommt, die sie gerne hätte. Das Quengeln und Schimpfen wird immer schlimmer, wenn ich sie ihr nicht gebe. Irgendwann hört es plötzlich auf. Sie hat gelernt, dass sie sich umdrehen muss, um die Rassel zu erreichen. Von da an kann sie sich selbstständig drehen. Für sie eine deutliche Verbesserung ihres Lebensalltags. 

So lernt der Mensch, vielleicht ein Leben lang: Eine Unzufriedenheit mit dem Ist-Zustand führt dazu, dass er diesen verändern will. Das Nörgeln und Stänkern ist also wichtig, weil es eine Kritik an etwas ist, das man verändern will und nur so wird auch Verbesserung möglich. Unzufriedenheit mit der politischen Situation; Unzufriedenheit mit der Gesellschaft; Unzufriedenheit mit dem Zustand der Umwelt; Unzufriedenheit mit sich selbst.

Seit ich mir das bewusst gemacht habe, fällt es mir auch viel leichter, mit Nörglern und Stänkerern umzugehen, weil ich mir immer wieder denke: Hey, wer weiß, ob die Welt nicht durch genau diesen Menschen besser wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27702
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