SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Gucken wir nochmal you tuuube?“ Farbstiftschmierige Finger ziehen an meinem Notebook. „Nein, ich muss schreiben…“ „Aber du liegst auf dem Bett.“ „Ja, zum Schreiben.“ „Bittee, das war so nice“, säuselt das Blauauge. Verteidigung zwecklos. Die große Kleine lässt nicht locker. „Gut, aber nur kurz.“ Und wir gucken: Hündchen schleckt Kätzchen, Kälbchen schleckt Hund, Mann streichelt Mops, anderer Mops zieht ihm die Hand weg, will selbst gestreichelt sein. Es ist wirklich lustig, das Video.

Töchterchen schmiegt sich an mich und gluckst. Prompt pfoteln sich zwei Kater hinzu. Warmes Geschnurre am Bauch. Gemütlich, bis das Söhnchen, auch nicht mehr wirklich klein, mittenrein springt. „Rück mal“, ruft´s, mit Gummibärchenatem. Was brauch ich Katzenkindervideos, denke ich schmunzelnd.

Über Dezembergefühle wollte ich eigentlich schreiben. Je kälter, je kuschel oder so. Über die erste Kuscheltherapeutin in New York habe ich gelesen, die völlig ausgebucht ist. Das Leben heute sei oft so kühl und distanziert, meint sie, darum sind Umarmungen inzwischen anerkannte Therapie. Kuscheln auf Rezept also, weil es gut tut. Davon weiß man lange schon Geschichten zu erzählen, auch in der Bibel. „Da berührte ihn Jesus und er wurde gesund.“ Ein Wunder. Oder kein Wunder. Streicheleinheiten, hautnah, wärmen die Seele. Sie sind heilsam, das wusste wohl  schon der Heiland, denke ich so vor mich hin, im Kuschelknoten aus Katzen und Kindern. „Ej, guckt ihr wieder so n´en Catcontent“, brummbasst da Kind Nr. 3, schlakst seine 1,85m auch noch neben mich und ruft: „Papa, kommst du auch noch, ist gerade soo lustig!“ Tja. Worüber wollte ich noch gleich schreiben?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27674
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