Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Ohne Vertrauen, Solidarität und Zuversicht könnte ich das alles gar nicht machen!“ sagt Tanja. Sie ist Schulsozialarbeiterin an einer Grundschule in einem sogenannten gutbürgerlichen Viertel. Ich erwische mich dabei, wie ich denke: „Die trägt aber dick auf!“ Dann beginnt sie zu erzählen von einem ganz normalen Tag:

„Morgens kommt eine Lehrerin zu mir, weil zwei Jungen einen dritten geschlagen und getreten haben. Eigentlich wäre ich jetzt schon in meiner Gruppe für schüchterne Kinder. Ich mache ein Treffen mit den Jungs für die Pause aus“ sagt Tanja.

„In der Pause steht dann aber erstmal ein weinendes Kind vor mir, weil es sein Lineal verloren hat. Und es erzählt, dass es Zuhause mit dem Stock bekommt, wenn es ohne Lineal nachhause kommt. Ich nehme es mit in mein Zimmer, sage der Lehrerin Bescheid und führe mein Krisengespräch mit den drei Jungen aus der ersten Klasse.“, berichtet sie weiter.

„Wir finden eine Lösung für die Jungs. Die, die getreten haben, sollen es wieder gut machen. Der getretene Schüler ist damit einverstanden. Die zwei anderen müssen in meine Gruppe für „Aggressive Kinder“ kommen und einen Entschuldigungsbrief schreiben.“, schildert Tanja die Lösung.

Um gleich darauf weiterzusprechen: „Dann gehe ich zu dem Jungen, der Angst hat nach Hause zu gehen. Jeden Tag sehe ich: Es brennt an allen Ecken. Wenn ich nicht das Vertrauen hätte, dass die Kolleginnen und Kollegen meine Arbeit schätzen und solidarisch mit mir sind, hätte ich keine Hoffnung“, seufzt sie.

„Wir sind ein Team, jeder an seinem Ort mit seinen Aufgaben – aber das Wichtigste ist die Solidarität unter uns!“ So endet Tanja und eilt von dannen. Das hätte ich nicht gedacht. Jetzt verstehe ich Tanja besser. Ich glaube, alle, die sich in unserer Gesellschaft für Gerechtigkeit einsetzen, brauchen Vertrauen und Solidarität, damit sie die Zuversicht nicht verlieren.

Und ich nehme mir vor, in Zukunft meinen Teil dazu beizutragen: solidarisch zu sein. Wenn ich Tanja das nächste Mal treffe werde ich sie fragen, wie wir Eltern sie unterstützen können.Und auch mal Danke sagen – für das was sie leistet. Ich glaube, das können alle. Solidarisch sein, damit die Einzelnen in ihrem Einsatz für Gerechtigkeit Vertrauen spüren und Zuversicht haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27551
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