Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Glaube, Liebe, Hoffnung – die Aufzählung kennst du sicher“ so beginnt Marta unser Gespräch. Wir sitzen vor ihrer Hütte in Waren in West-Papua und Marta spricht über ihren Glauben, ihren Glauben an Gerechtigkeit.

„Ich habe zwei Söhne, erzählt sie: „der Eine engagiert sich im Untergrund für die Befreiung und der andere ist bei der Polizei.“ Beide Söhne sind von ihr im christlichen Glauben erzogen worden, wie sie sagt.bDer eine will eine bessere Zukunft für alle Papuas und kämpft deshalb für die Unabhängigkeit im Dschungel. Denn – so seine Überzeugung – Gott ist auf der Seite der Unterdrückten und Schwachen. Von ihm hat sie schon lange nichts mehr gehört.

Ihr anderer Sohn will auch eine bessere Zukunft für die Papuas und ist deshalb zur Polizei gegangen. Er sagte: „Die von Gott gewollte Gerechtigkeit können wir nur mit allen Menschen schaffen und dafür braucht es eine starke Polizei“.

Marta ist selbst hin- und hergerissen. Dass so ein Riss mitten durch ihre Familie geht, macht ihr sehr zu schaffen. Aber sie hat eine Kraftquelle. Sie meint: „Wenn ich meinen Glauben nicht hätte – ich würde es nicht schaffen. Ich glaube, dass Gott ein Gott der Gerechtigkeit ist.“

Ich bin beeindruckt von ihren Worten, frage aber doch nochmal nach ihren Söhnen – die so unterschiedliche Antworten auf die Frage nach Gerechtigkeit gefunden haben. „Ja, es ist schrecklich und ich wünsche mir meine Söhne zurück hier an den Esstisch. Aber ich bin voller Vertrauen, dass Gott alles zu einem guten Ende führen wird.“

Ich bin sehr berührt von dem Vertrauen, das aus Martas Worten spricht. Ihr Vertrauen, dass Gott ein Gott der Gerechtigkeit ist. Für uns Menschen ist es oft nicht einfach zu entscheiden, was gerecht ist und wie Gerechtigkeit entstehen kann. Martas Söhne sehnen sich beide nach Gerechtigkeit und gehen dabei so unterschiedliche Wege. Aber Marta hält sich daran fest: Gott wird es am Ende gut richten. Nicht nur für die Papuas, sondern auch für ihre Familie. Dieses Vertrauen wünsche ich uns allen in unseren Kämpfen für Gerechtigkeit.

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