Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Der rote Faden. Gibt es diesen sprichwörtlichen roten Faden denn auch im Leben der Menschen? Also eine Spur, so eine Art Leitmotiv, das immer wiederkehrt und dem Leben Sinn und Richtung gibt? Ich denke schon, besonders seit ich erfahren habe, woher denn dieser Ausdruck kommt. Der gute alte Goethe hat ihn in unsere Sprache gebracht. Als Bild für den roten Faden der sich durch eine gut erzählte Geschichte zieht. Indem er erklärt hat, woher er kommt. Goethe wörtlich: „Der rote Faden ist eine besondere Einrichtung bei der englischen Marine. Sämtliche Tauwerke der königlichen Flotte, vom Stärksten bis zum Schwächsten, sind dergestalt gesponnen, dass ein roter Faden durch das Ganze durchgeht, den man nicht herauswinden kann, ohne alles aufzulösen; woran auch die kleinsten Stücke kenntlich sind, dass sie der Krone gehören.“                                                       

Welch‘ ein schönes Bild, gerade auch wenn ich es auf das Leben übertrage. In meinem Leben, und ich denke nicht nur in meinem, ist die Liebe der rote Faden, der es im Innersten zusammenhält. Und ich weiß sehr wohl, wie das Leben auseinanderfallen kann, wenn dieser Faden reißt oder aus den anderen Fäden herausgelöst wird. Eine Beziehung geht zu Ende ohne Liebe. Eine Arbeit ohne Liebe ist reine Mühsal, Erziehung ohne Liebe, Dressur. Glaube ohne Liebe ist Verstand ohne Herz - und gottlos. Eine weitere, schöne Parallele zum goethe‘schen „roten Faden“ ist für mich: so wie auch die kleinsten Taue durch die roten Fäden kenntlich sind, dass sie der Krone gehören, so glaube ich, dass jeder Mensch von Gott kommt und im letzten Gott gehört. Und er ihm den roten Faden Liebe in die Seele eingewoben hat.

Darum ist es auch die schönste und vornehmste Aufgabe von uns Menschen, auf den eigenen roten Faden zu achten und den der anderen zu sehen oder zu suchen. Damit das Lebenstau fest, stark und hilfreich ist.

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