SWR3 Worte

SWR3 Worte

Es begann so: Einmal fand ich eine Rose an der Windschutzscheibe meines Autos. Eine rote Rose, sie klemmte hinter dem Scheibenwischer. Kein Zettel, keine Nachricht, kein Absender.
Ich war beflügelt, in Gedanken bei einem heimlichen Verehrer oder einem gewitzten Freund […] oder bei einem, der einfach nur seine Rose weitergeben wollte. Mit einem Lächeln schwebte ich durch den Tag.

Heute werde ich Rosen kaufen. Und sie hinter die Scheibenwischer einiger Autos klemmen. Oder ein paar Schokoladennikoläuse in Briefkästen verteilen. Vielleicht auch einen Stern an die Türen meiner Nachbarn hängen. Und dann werde ich mir vorstellen, dass der eine oder die andere überrascht ist. Sich freut und gute Laune bekommt. Weil jemand an sie gedacht hat. Weil sie schon lange nicht mehr, einfach so etwas geschenkt bekommen hatten.
Susanne Niemeyer, Sozialpädagogin
In: Ach. Das kleine Buch vom großen Staunen. Hamburg (Andere Zeiten) 2007

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