Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

Im Sommer hatte ich Amtseinführung als neuer Standortpfarrer bei der Bundeswehr. Das wird mit einem Gottesdienst und einem Empfang gefeiert. Ich wollte gerne, dass einige Soldaten im Gottesdienst mitwirken und habe die angesprochen, zu denen ich schon eine tiefere Verbindung habe. Ich habe ihnen ihre Aufgabe erklärt und sie haben sich sehr gefreut. Aber jeder hat mich gleich gefragt: „Und was soll ich anziehen?
„Kleider machen Leute“, sagt ein Sprichwort. Bis heute hat es Gültigkeit. Vielleicht haben sie auch schon die Erfahrung gemacht, wie es ist, wenn man abschätzig angeschaut wird, weil man nicht passend gekleidet ist?

Bei der Bundeswehr ist es eigentlich ganz einfach. Zu jedem Anlass wird die entsprechende Kleidung befohlen. So weiß jeder, dass er nichts falsch machen kann und peinliche Situationen vermeidet. Verständlich, dass die Soldaten mich fragen, in welchem Anzug sie erscheinen sollen: „Flecktarn oder Ausgehuniform?“ – Ich weiß: Flecktarn ist einfacher und bequemer. Das tragen die Soldaten in ihrem Dienstalltag. Die Ausgehuniform ist für besondere Anlässe, zur Repräsentation. Also festlicher. Aber auch unbequemer und aufwändiger. „Da muss ich ja noch mein Hemd bügeln“, sagt einer. Ich höre eine innere Stimme, die sagt: „Ein festlicher Anlass braucht auch die festliche Uniform. Kleider machen Leute eben.

Die Bibel warnt uns aber davor, diesen Wertzeichen auf den Leim zu gehen. Natürlich ist ein festlich gekleideter Mensch ein schöner Anblick, der Freude macht. Aber von Gott heißt es: Ihm kommt es nicht auf die Oberfläche an. Gott schaut das Herz an. Es tut mir gut zu hören, dass Gott meinen Wert nicht an meinen Äußerlichkeiten misst. Deshalb habe ich zu jedem einzelnen der Soldaten gesagt: „Es ist mir nicht so wichtig, welchen Anzug du trägst. Du bist da. Du bist mir wichtig.“

Nicht die Kleider machen Leute. Das ist nur die Außenseite. Es kommt darauf an, was sich dahinter verbirgt. Wie gut, wenn ich wertgeschätzt bin, auch wenn ich kein schönes Kleid habe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27250
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