Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eine physikalische Formel hat Geburtstag. E=mc2. Ob das allerdings ein Grund zum Feiern ist für die Menschheit, ist nicht ganz klar. E=mc2, die Formel der sogenannten Relativitätstheorie. Die Gleichung, die die Welt verändern sollte. Als Albert Einstein sie 1905 in einem wissenschaftlichen Aufsatz vorstellte, konnte kaum jemand ahnen, was er damit auslösen würde. Die Einsteinsche Gleichung sollte der Forschung zu ungeahnten Höhen verhelfen und gleichzeitig die Menschheit in die tiefsten Tiefen ihrer Geschichte stürzen. Spektakulären Erkenntnissen über das Weltall und die Zukunft der Erde auf der einen Seite stehen dem Abwurf zweier Atombomben auf japanische Städte auf der anderen gegenüber. Das musste auch Albert Einstein erkennen. Besonders die Gefahr einer nuklearen Vernichtung der Erde beschäftigte ihn mit zunehmendem Alter. Er fühlte sich verantwortlich für seine Formel und ihre Konsequenzen.

Denn was nützt uns die beste Entdeckung, die genaueste Analyse, wenn sie die Menschheit in den Abgrund stürzt. Und deshalb braucht auch die klügste Formel der Physiker immer noch etwas anderes, um zukunftsfähig zu sein. Ich würde es die Liebe nennen. Denn ohne Liebe wird es bei allem Fortschritt immer die Gefahr der Katastrophe geben. Paulus hat es einmal so formuliert: „selbst wenn ich alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnisse hätte und allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.“

Und daher wünsche ich der Formel E=mcheute zu Ihrem Geburtstag vor allem eins: Liebe. Ich wünsche sie den Physikerinnen und Physikern, die mit ihr arbeiten. Ich wünsche Ihnen, dass sie bei allem, was sie mit dieser Formel errechnen und erreichen, nie die Liebe aus den Augen verlieren.  

Übrigens: Auch Albert Einstein hat das so gesehen. Überzeugt, dass ohne Liebe auch die beste Formel der Menschheit nichts nütze ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27211
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