Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Heute hat Robert de Niro Geburtstag. Grund für mich, einmal kurz in eine seiner Rollen zu schlüpfen:

"Redest Du mit mir? Du laberst mich an? Du laberst MICH an?? Kann es sein, dass Du mich meinst, Du redest mit mir? Ich bin der einzige, der hier ist…..“

Eine Kultszene aus einem Kultfilm. Robert de Niro in „Taxi driver“. Er steht vor dem Spiegel und redet mit einem imaginären Gegenüber, zieht eine Pistole, steckt sie wieder weg, posiert und will möglichst gefährlich und cool wirken. Robert de Niro spielt den Taxifahrer Travis Bickle, einen Vietnamveteranen, der nachts nicht mehr schlafen kann. Deshalb übernimmt er gerne die Nachtschichten. Freunde hat er keine. Er schreibt in sein Tagebuch:

„Ein Tag ist wie der andere, endlos lang… Ich wusste, was mir fehlt, war ein Mensch."

Der „taxi driver“ findet diesen Menschen in einer minderjährigen Prostituierten. Er will sie vor den Zuhältern retten und richtet am Ende dafür ein Blutbad an. „Taxi driver“ ist ein verstörender Film bis heute, auch weil er das Ende offen lässt. Vor allem aber, weil er zeigt, was passieren kann, wenn niemand da ist, mit dem ein Mensch mal reden kann. Einmal sitzt ein Fahrgast in seinem Taxi und erzählt, dass er seine Frau umbringen wird, weil sie ihn betrogen hat. Es gibt keinen Zweifel: Der Mann wird das nie tun, aber er redet darüber. Er beichtet eine Tat, die er nie begehen wird und vielleicht wird sie auch gerade deshalb nicht begangen. Der „taxi driver“ kann nicht beichten. Er ist einsam und unfähig, sich mitzuteilen. So bleibt ihm nur, beim Training die Pistole zu ziehen und auf sein Spiegelbild zu zielen: "Du redest mit mir?" Und ich frage mich: was wäre, wenn wirklich jemand mit ihm geredet hätte? Wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, ihm aus seiner Isolation heraus zu helfen? Es wird so wahnsinnig viel geredet heutzutage, aber trotzdem nicht genug miteinander.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=27032
weiterlesen...