Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Mit Musik geht alles besser“ ist ein altes Sprichwort, das heute sehr dominant umgesetzt wird. Das beginnt bereits beim Aufstehen: Radiowecker oder Smartphone dudeln die ersten Melodien. Beim Frühstück und Duschen spielen Radio oder mp3-Player die Playlist rauf und runter. Auf dem Weg zur Arbeit hört man entweder den SWR oder das selbst zusammengestellte Musikprogramm. So erlebe ich es beinah täglich: Überall wird Musik gespielt, meist von der Konserve. Und das ist heute auch wirklich einfach – denn ich habe sie entweder auf dem Smartphone gespeichert oder streame sie mir direkt aus dem „Netz“.

Aber geht mit „Musik tatsächlich alles besser“?! Oder lenkt Musik nicht auch ab und verhindert ein konzentriertes Arbeiten, eine konzentrierte Teilnahme am öffentlichen Leben? Und wovon soll Musik mich ablenken? Vielleicht von einer uninteressanten Arbeit? Oder vom Stehen im Verkehrsstau? Oder soll sie mich vom Nachdenken über mich und mein Leben abhalten? Vielleicht müsste man einmal ganz neu über den Sinn von privat gebrauchter Musik nachdenken. Vor allem wäre es gut, die „persönliche Note“ von Musik wieder zu entdecken.

Was ich mit der „persönlichen Note von Musik“ meine? Ich meine damit die Möglichkeit, nicht nur „Konservenmusik“ zu hören, sondern wieder einmal selbst zu singen. Das mag zunächst ein merkwürdiger Gedanke sein. Aber mir tut es gut, selbst zu singen: Dabei kann ich das eine oder andere Lied, das ich gerade höre, ja mitsummen oder – wenn ich niemanden störe – auch mitsingen! Ich könnte mich auch in einem Gesangsverein oder einem Chor anmelden und wieder neu das Singen lernen und ausüben. Ich würde vielleicht sogar neue Lieder lernen oder alte Lieder neu singen. Und ganz nebenbei würde ich sogar gut gelaunt durch meinen Alltag gehen, denn Singen versetzt in eine positive Stimmung. Bei Menschen, die selber singen – so las ich es vor kurzem – werden Glückshormone freigesetzt. Und das könne heißen: Ich gehe offener und aufmerksamer durch die Welt und freue mich an den schönen Dingen, die mir begegnen. Ein biblischer Sänger hat dies Erleben in folgende Worte gekleidet: „Singt Gott, dem Herrn, ein neues Lied, denn Er tut Wunder“ (Ps 98,1). So wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag offene Augen und Ohren für das Leben, das um sie herum pulsiert. Vielleicht freuen Sie sich über das, was Sie sehend erleben und fangen an, selbst zu singen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26483
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