Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Viele Menschen wünschen sich Kinder. Aber was ist, wenn keine kommen?
Vor ein paar Jahren war ich zum Traugespräch bei einem jungen Paar. Gemeinsam haben wir die kirchliche Hochzeit geplant. Die beiden haben sich stark persönlich eingebracht. Für den Gottesdienst haben sie auch selbst Gebete vorgeschlagen. Unter anderem dieses hier: „Guter Gott, wir bitten für die Kinder, die aus dieser Ehe hervorgehen werden.“

Ich habe mich gefreut, dass die beiden sich Kinder wünschen. Und die Ehe bietet ja auch gute Rahmenbedingungen dafür. Aber ich habe mich auch gefragt: „Ist denn schon klar, dass es klappt mit den Kindern?“ – „Ist dieses Gebet nicht einen Schritt zu schnell?“

Ob sich ein Kinderwunsch auch wirklich erfüllt, das haben wir ja gar nicht in der Hand. Ich weiß von manchen Freunden und Bekannten, die wollen von Herzen gerne Kinder. Aber sie bekommen keine. Was sie auch versuchen – es kündigt sich kein Nachwuchs an. Das ist auch so schon sehr belastend. Aber es kann noch schwerer werden, wenn man das Gefühl hat: Andere kommen gar nicht auf die Idee, dass das ein Problem sein könnte.

Deshalb finde ich es wichtig, wie wir reden über Kinder und Kinderwunsch. So manche Bemerkung nebenbei ist vielleicht gar nicht böse gemeint, kann aber tief verletzen. Als Familienvater will ich darauf achten, nicht ständig nur von meinen Kindern zu erzählen, sondern auch noch andere Themen im Blick zu behalten.

… und es gibt ja auch in Partnerschaft und Ehe tatsächlich noch weitere Themen. Wer keinen eigenen Nachwuchs bekommt, kann vielleicht was mit anderen Kindern machen. Freunde von uns haben sich zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit ihrer Kirchengemeinde engagiert. Sie verbringen viel Zeit mit ihren Patenkindern. Und dann haben sie ganz kurzfristig zwei Pflegekinder aufgenommen. Andere Paare entdecken womöglich Aufgaben und Leidenschaften, die gar nichts mit Kindern zu tun haben. Und auch das kann dann ausfüllen und glücklich machen.

In dem Traugespräch damals mit dem jungen Hochzeitspaar haben wir offen über all das gesprochen. Wir haben das Gebet mit den Kindern drin dann noch ein bisschen umformuliert. Und wir haben den Schwerpunkt auf das allererste Gebet gelegt. Das hieß: „Gott, wir bitten dich darum, dass die Ehe der beiden voller Glück, Liebe und Zufriedenheit sein wird.“

Ich bin damals dann bald weggezogen – und habe das Paar nach der Hochzeit nur noch einmal kurz gesehen. Ich wünsche den beiden sehr, dass sie inzwischen Kinder haben. Aber vor allem wünsche ich ihnen, dass sie eine erfüllte Ehe leben. Mit Kindern – oder ohne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26378
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