Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Kinder können sich etwas schenken lassen. Davon können wir Erwachsenen noch viel lernen. Anscheinend hat das auch Jesus gewusst. Jedenfalls hat er mal folgenden Satz gesagt: „Wer sich das Reich Gottes nicht wie ein Kind schenken lässt, wird nie hineinkommen.“ [Markus 10,15; BasisBibel]

Wenn unsere Kinder ein Geschenk bekommen, dann greifen sie einfach zu und packen fröhlich aus. Sie fragen nicht erst, ob sie das dürfen oder ob „man das macht“. Sie haben auch kein schlechtes Gewissen, weil sie das Geschenk womöglich gar nicht „verdient“ haben. Und schon gar nicht denken sie über eine Gegenleistung nach, die sie nun schuldig wären. So ticken ja wir Erwachsenen oft. Auch wer das zerfetzte Geschenkpapier vom Boden aufräumt, interessiert Kinder erst mal wenig …

Warum können Kinder das eigentlich? Sich so hemmungslos offen beschenken lassen? Ich glaube: Sie haben ein natürliches Gespür dafür, was Liebe ist. Hinter einem echten Geschenk steckt Liebe. Und Liebe rechnet doch nicht. Liebe hat keine Hintergedanken. Auch keinen doppelten Boden. Liebe schenkt einfach her, aus purer Lust an der Freude des anderen. Und dann packt man ein Geschenk eben aus und freut sich, was denn sonst?

 „Wer sich das Reich Gottes nicht wie ein Kind schenken lässt, wird nie hineinkommen.“ Das Reich Gottes ist wie eine neue Welt. Diese neue Welt beginnt mitten in unserem Alltag. Da breitet sie sich aus. Und zwar überall dort, wo sich die Liebe ausbreitet, und die Freundlichkeit.

Das würde doch heißen: Wenn der Busfahrer nochmal anhält, damit auch ich noch einsteigen kann, dann spüre ich was von Gottes Liebe. Wenn mich jemand in den Arm nimmt und sagt: „Es ist gut, dass es dich gibt“, dann spüre ich was von Gottes Liebe. Und wenn mir jemand ein Geschenk macht – einfach so –, dann spüre ich auch daran was von Gottes Liebe.

Ich kann Gottes neue Welt der Liebe aber nur erleben, wenn ich mich darauf einlasse. Und mir die Freundlichkeit anderer gefallen lasse. Es funktioniert nicht, wenn ich nun nachgrüble: „Was soll dieses Geschenk jetzt?“ Es geht auch daneben, wenn ich innerlich eine Rechnung aufsetze: „Wie und wann kann ich das zurückzahlen?“ Und auch mit der höflichen Bemerkung „Das wäre doch nicht nötig gewesen …“ ist der Zauber rasch dahin.

Wenn das nächste Mal jemand freundlich zu Ihnen ist, – dann machen Sie es doch mal wie ein Kind. Greifen Sie einfach zu. Lassen Sie sich beschenken. Und lassen Sie Ihrer Freude freien Lauf. Herzlich willkommen im Reich Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26377
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