SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Wohin schaue ich, wenn Gefahr droht? Worauf höre ich, wenn ich Angst habe? Starre ich auf die bedrohlichen Wellen oder auf das, was mir Mut macht? Davon hängt viel ab.

Ein gutes Beispiel dafür ist Petrus. Einer aus dem Freundeskreis um Jesus. Er war ein Fischer, kein langweiliger Typ, einer der etwas gewagt und den Mund aufgemacht hat. 

Die Bibel erzählt: Einmal war Petrus mit seinen Freunden auf dem See. Jesus ist nicht im Boot gewesen. Plötzlich ist ein Unwetter aufgezogen. Der Wind peitschte über den See, die Wellen schlugen ins Boot. Da ist ihnen Jesus auf dem See erschienen. Sie haben gedacht, das kann nicht sein. Aber Jesus hat sie angesprochen. Petrus will es genau wissen und bittet: Jesus, sag, dass ich zu dir kommen soll. Und da sagt Jesus wirklich zu Petrus: Komm her zu mir.

Ich frage mich: Wie kann man nur so etwas wagen. Wie soll das gehen. Aber Petrus hat sich ein Herz gefasst und ist aus dem Boot gestiegen. Er hat das Wasser betreten. Bisher hat es immer geklappt, wenn er den Worten Jesu vertraut hat. Und auch die Worte, die Jesus zu anderen gesagt hat, die haben gestimmt, die haben getragen.

Petrus geht also über das Wasser. Sein Blick ist auf Jesus gerichtet. Fast könnte man denken, dass zwischen den beiden ein unsichtbares Drahtseil gespannt ist. An dem geht Petrus auf Jesus zu. Aber dann, bei der nächsten großen Welle, hat Petrus die Angst gepackt. Sein Blick ist nicht mehr auf Jesus gerichtet, sondern auf das tobende Wasser. Petrus hat die Kontrolle verloren. Er hat gemerkt, dass er untergeht. 

Jesus hat Petrus seine Hand entgegen gestreckt. Da ist sie wieder, die Verbindung, die Zusage, der Halt. Hör auf mich, richte deinen Blick auf mich und vertraue mir. 

Auch ich habe schon erlebt: wenn ich auf das Rettende schaue, wenn ich den Worten vertraue, die Jesus sagt: ich bin bei dir, hab keine Angst – dann gehe ich nicht unter. Wenn ich die Hand ergreife, die Gott mir entgegenstreckt – oft durch andere Menschen – dann versinke ich nicht in der Angst. 

Vielleicht wird nicht alles gut. Die Krankheit ist nicht weg. Der Streit noch nicht beendet. Aber ich habe einen Haltepunkt. Ein Drahtseil, an dem ich durch hohe Welle gehen kann. Wenigstens so weit, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen habe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=26247
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