SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Der Mann führt. Das ist eine Grundregel, die alle kennen, die als Paar tanzen. Ob Walzer oder Tango, ob klassisch oder Latein, der Mann führt und die Partnerin ist dann gut, wenn sie sich führen lässt. Aber natürlich setzt auch der Mann seine Schritte nicht einfach wie er will. Nicht willkürlich. Er hält sich bei seinen Schritten und Drehungen an den Rhythmus der Musik.

Der Rhythmus ist durch die Musik vorgegeben. Partner und Partnerin tanzen dann gut miteinander, wenn sie sich beide dem Rhythmus der Musik anvertrauen.

In der Bibel wird von einer langen Wanderung erzählt. Nicht von einem Tanz, aber doch von einer Bewegung in einem bestimmten Rhythmus. Unterwegs sind die Israeliten. Ihr Anführer ist Mose. Er hatte sie aus der Gefangenschaft in Ägypten herausgeführt und dann auf einer langen Wanderung durch die Wüste begleitet. Von Gott hatte er den Auftrag dazu bekommen. 40 Jahre sollen sie unterwegs gewesen sein.

Auf dieser Wanderung, so wird erzählt, wurde ein bestimmter Rhythmus eingehalten. Es war der Rhythmus, den Gott festgelegt hatte. Ein Gottesrhythmus. Denn letztlich war es Gott, der durch Mose die Menschen führte. Sie haben sich nach diesem Gottesrhythmus gerichtet und sind ihm gefolgt. So wie beim Tanzen.

Die Schrittfolge wird im 2. Buch Mose beschrieben: Sie lagerten sich und sie brachen auf. Es gab Zeiten, in denen sie sich ausruhten und Zeiten, in denen sie unterwegs waren. 

Dieser Rhythmus hat sich bis heute bewährt für die Wanderung durchs Leben. Ich brauche Zeiten der Ruhe. Tage, an denen ich nicht sofort losrennen muss an die Arbeit. Zeiten, in denen ich einen anderen Rhythmus leben darf als sonst. Langsamer, achtsamer, stiller. Danach habe ich auch wieder Lust, weiterzugehen und mir etwas vorzunehmen. Wenn es nicht mehr die berufliche Arbeit ist, dann eben die Obstbäume schneiden. Die Küche streichen. Oder einen Besuch machen, den ich schon lange vor mir hergeschoben habe.

Mal lagerten sie sich, mal brachen sie auf. Dieser Rhythmus, den Gott seinem Volk unterwegs gegeben hat, ist bis heute aktuell. Meine Erfahrung ist: er lässt einen weniger außer Atem kommen und besser durchhalten. Gott weiß eben, was seinen Menschen guttut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25725
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