SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Übergänge gehören zum Leben. Sie geben den Jahren einen Rhythmus und den Tagen eine Struktur. Manche Grenzen überschreitet man nicht freiwillig. Wer will schon arbeitslos werden oder krank? Niemand will freiwillig solches Gebiet betreten.
Andererseits gibt es Grenzübertritte, auf die man sich freut. Für viele ist das, wenn sie ein Enkelkind bekommen und zum ersten Mal Oma und Opa werden. Das ist wie Neuland betreten.

Die Grenzen, die ich sichtbar und äußerlich überschreite, verlangen auch eine Grenzüberschreitung im Inneren, in meinen Gedanken und in meinem Herzen. Es fordert mich heraus: mich auf Unbekanntes einzustellen. Neues zu lernen und meinen Standpunkt zu ändern. Das braucht Vertrauen. Ich habe die Erfahrung gemacht: Vertrauen kann wachsen, wenn ich zurückschaue. Dann kann ich wahrnehmen, dass mich Gott bis hierher begleitet und behütet hat und dass ich mit ihm viele Übergänge geschafft habe.

Es lohnt sich, die vielen kleinen und großen Grenzübertritte zu beachten und sie bewusst zu erleben. Am Geburtstag mache ich mir klar: jetzt habe ich den Schatz eines Jahres mehr auf dem Konto meiner Lebenserfahrung. Und manche nehmen sich am Ende einer Reha vor: dies oder jenes hat mir gutgetan. Das will ich beibehalten im Alltag.

Wenn ich eine Grenze überschreite, dann betrete ich neues Gebiet. Dann ändert sich etwas. Ich treffe Menschen, die sich hier schon eingelebt haben und sich auskennen. Sie können mir helfen, dass auch ich mich im Neuen zurechtfinde und auch mit dem Unerfreulichen fertig werde.  

Viele Übergänge kann ich vorbereiten. In Gedanken schon mal vorausgehen. Ich werde nicht auf einen Schlag 60. Und der Ruhestand kommt auch nicht wie ein Überraschungspaket ins Haus. Bei einem Kind hat man in der Regel 9 Monate Zeit sich darauf einzustellen.

Übergänge gehören zum Leben, die erfreulichen und die unerwünschten. Wenn ich auf die vielen Übergänge zurückschaue, die schon hinter mir liegen, höre ich eine Stimme, die mir sagt: Der dich bisher begleitet hat, der wird auch alle bevorstehenden Übergänge begleiten. Das macht mir Mut für das, was kommt.

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