SWR3 Gedanken

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Am letzten Wochenende haben wir die Demokratie gefeiert. Die Demokratie in meiner Kirche. Katholische Kirche und Demokratie, zwei Worte, die irgendwie nicht so richtig zusammenpassen wollen. Und doch, vor 50 Jahren wurde in meinem Bistum der erste Katholikenrat gebildet. So heißt dieses Gremium, in dem Männer und Frauen zusammenkommen, um über die Zukunft ihrer Kirche zu beraten. Toughe Leute sind dabei, die sich nicht einfach was vorsetzen lassen, sondern mitreden, mitdenken und auch mitentscheiden wollen. Leute, die einen eigenen Kopf haben und den auch benutzen wollen. So mancher Mächtige und Wichtige musste und muss das auch heute noch erst mal schlucken. Doch das gilt ja nicht nur in der Kirche, sondern auch im Staat. Politik könnte oft so einfach sein, wenn Politiker ihre Entscheidungen nicht ständig dem Bürger erklären müssten?

Aber genau darin liegt für mich der Charme jeder Demokratie. Dass ich nicht Befehlsempfänger bin, der nichts zu melden hat, sondern ein Bürger und ein Christ, der mitdenken kann und will. Dass ich die Chance habe, meine Gedanken und Ideen einzubringen. In meinem Dorf, meiner Stadt und auch in meiner Kirche. Ich muss es nur tun. Und darum finde ich es schade, wenn immer wieder Leute maulen: Bringt ja alles nichts. Die machen ja doch, was sie wollen. Stimmt, diese Versuchung gibt’s , im Staat und in der Kirche. Doch gerade darum ist es so wichtig, den Mund aufzumachen. Mitzudiskutieren. Die eigene Sicht ins Spiel zu bringen und sich um den richtigen Weg zu streiten. In meinem Dorf oder meiner Stadt und auch in meiner Kirche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25518
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