SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Ein Journalist und Dichter, der seinem Leben ein Ende setzt –und trotzdem ein Mensch der Hoffnung!?

Sie wollten sich einem schrecklichen Schicksal entziehen;
heute vor fünfundsiebzig Jahren haben Jochen Klepper
und seine Frau und Tochter sich gemeinsam das Leben genommen.

Er war schon immer anders gewesen als „man“ zu sein hatte.
Statt Pfarrer zu werden wie sein Vater,
wurde Jochen Klepper ein guter Journalist und RadioRedakteur;
gegen den Willen seiner Eltern heiratete er mit 29 Jahren
eine Witwe – elf Jahre älter als er, mit zwei Töchtern;
und Johanna Stein und die Mädchen waren jüdisch.
Klepper hatte wohl gesehen, welcher Terror und welche Gefahr da heraufzog
mit der schnell wachsenden Nazi-Partei.
Diese Heirat 1931 war ein sehr bewusstes Zeichen dagegen.

Das haben auch die Partei und die Behörden so gesehen:
Als Ehemann einer Jüdin verlor Klepper nach der Machtergreifung
erst seine Stelle beim Rundfunk, dann die nächste als Verlagslektor.
Sein Buch über den Soldatenkönig Friedrich Wilhelm
hat ihm  ein wenig geholfen; wichtige Leute in militärischen Kreisen
fanden solche Romane gut und wichtig.
Trotzdem flog er aus der Reichsschrifttums-Kammer
und hatte eigentlich Schreibverbot.

Johanna Klepper wollte ihn schützen und sich scheiden lassen;
aber das hat er energisch zurückgewiesen.
Nach Kriegsbeginn 1940 musste er zur Wehrmacht;
aber nach zehn Monaten haben sie ihn rausgeschmissen –
wegen der jüdischen Ehefrau war er angeblich wehrunwürdig.
Die ältere Tochter war da schon ausgewandert und in Sicherheit,
die jüngere hatte endlich auch die Papiere;
aber die hat Adolf Eichmann persönlich kassiert.
Ihre Ausreise in Sicherheit wurde gestoppt. Es gab keinen Ausweg mehr…

Ein hartes Leben in einer extremen Zeit
hat Klepper mit vielen Details in einem Tagebuch aufgeschrieben.
Seine Gedichte erzählen, warum er es so lange hat aushalten können:
Eine große Hoffnung ist da zu spüren; er hat sich ganz geborgen gefühlt
bei Gott – mitten in Angst und Not.

In den Gesangbüchern der beiden großen Kirchen findet sich ein Adventslied
von Jochen Klepper – es ist aktuell, nicht nur weil jetzt eben Advent ist.
Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.

Wer die Welt und ihre schrecklichen Gegensätze so anschauen kann,
ist unterwegs im Advent – in einer Hoffnung,
die all das Böse da draußen erblassen lässt…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25512
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