SWR1 Begegnungen

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Teil 1 

Charlotte Kleinwächter ist hauptamtliche Klimamanagerin des Bistums Trier und bemüht sich als solche nicht nur um eine
stärkere ökologische Ausrichtung des kirchlichen Handelns,
sondern wirft natürlich auch einen grundsätzlichen Blick auf Klimaschutz und Klimawandel. Und da muss noch viel mehr geschehen, und zwar auf allen klimarelevanten Feldern, sagt sie. 

Angehen müssen wir alle Felder, das ist ganz klar, ich glaube für Deutschland ist es ganz leicht,  oder es ist nicht leicht, aber ganz wichtig, den Kohleausstieg zu organisieren, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen, zumal Deutschland ja auch schon zu den Energie exportierenden Staaten gehört, also wir brauchen den Strom aus Kohlekraft einfach nicht mehr. Mobilität, auch so ein Schwachpunkt in Deutschland, die Fixierung auf das Auto aufzugeben, über Tempolimit nachzudenken, Förderung von Radmobilität, der öffentlichen Verkehrsmittel, das Fliegen, das so unfassbar billig ist, in die Ferne, also, es gibt ganz ganz viele Felder und überall ist es dringend. 

Deutschland wird seine selbst gesteckten Klimaziele – also Reduzierung des CO2-Ausstoßes zunächst bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 – krachend verfehlen, wenn nicht viel schneller viel stärker umgesteuert wird, das ist mittlerweile klar. Aber woran liegt es, dass Deutschland auf der Stelle tritt? Wir sind uns einig: Es liegt an der Politik u n d an jedem Einzelnen. 

Wir müssen uns einschränken, damit andere die gleichen Lebenschancen haben wie wir und auch die nachfolgenden Generationen das haben, --- das heißt, jeder Einzelne ist gefragt im Umdenken handeln, und das fällt schwer und es fällt natürlich den Politikern auch schwer, die ganz dringend gefragt sind Regeln zu setzen und Grenzen aufzuzeigen, aber das tut man ungerne, weil da der Wähler die Wählerin das vielleicht nicht honoriert. 

Ist der drohende ökologische Kollaps nicht auch eine Folge unseres Wirtschaftssystems, das auf immer weiteres Wachstum und damit Ausbeutung der Ressourcen angelegt ist, frage ich die Klimamanagerin. Man kann schon auch über den Preis einiges regeln, meint sie und zitiert Professor Otmar Edenhofer von Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Der sieht einem höheren CO2-Preis für Unternehmen ein ganz zentrales Steuerungselement. 

Dann fängt die Wirtschaft auch an, sich drauf einzustellen, es gibt die Lösungen ja alles, die technischen Lösungen, den Verstand gibt’s auch, also das Wissen gibt’s auch, es muss halt nur der Anreiz bestehen, da etwas zu tun, also das ist sicher eine wichtige Stellschraube um im System Veränderungen zu schaffen. Genauso kann damit einhergehen, wo wird Geld investiert oder eben de-investiert, da sind denk ich auch die Kirchen gefragt wirklich nochmal zu prüfen, wie legen wir unser Geld eigentlich an, ist das richtig oder unterstützen wir damit die Falsche Industrie – also im System kann man sicher auch wichtige Stellschrauben bewegen, aber ich glaube, das Ganze ist schon auch eine Systemfrage, dieses immer währende Wachstum scheint mir da nicht mehr die richtige Ideologie, also zumindest die natürlichen Ressourcen sind begrenzt, das ist ganz klar. 

Was die Klimamanagerin den Kirchen in Sachen Klimaschutz ins Stammbuch schreibt, dazu mehr nach dem nächsten Titel.

Teil 2 

Ein gutes Jahr ist die 52 Jahre alte Diplom-Geographin jetzt hauptamtlich für den Klimaschutz im Bistum unterwegs, ganz bei Null anfangen musste sie nicht. Ein Klimaschutzkonzept hatte das Bistum bereits verabschiedet. 

Aber es kannte keiner, und ich hab dann erstmal ne Kurzfassung gedruckt, damit man es überhaupt lesen kann, aber vor allem gehe ich im Moment zu den unterschiedlichsten Berufsgruppen im Bistum und stelle denen das vor.  

Ziel des Bistums Trier ist es bis zum Jahr 2021 in den Bereichen Immobilien, Mobilität und Beschaffung 30 Prozent CO2 einzusparen, bis 2040 sogar 50 Prozent, bezogen auf das Jahr 2010. So steht es im Klimaschutzkonzept des Bistums. Und damit das Ziel erreicht werden kann, braucht es natürlich mehr als nur Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Ein Beispiel: Für das Museum am Dom, ein großer Energieverbraucher, wird jetzt ein Energiekonzept erarbeitet. 

Um auch mal so ein paar Leuchttürme zu setzen, damit auch das Bistum mal zeigen kann, also hier sind wir jetzt auf dem Weg. 

Nicht warten und schauen, was andere tun, sondern selbst aktiv werden und zum Erhalt der Schöpfung beitragen, mit gutem Beispiel vorangehen – das, so findet sie, ist gerade für die Kirchen besonders wichtig.  

damit die Kirchen auch selbstbewusst Forderungen stellen können an die Politik, was sie ja tun, also die Deutsche Bischofskonferenz hat sich ja grade ganz intensiv mit dem Thema beschäftigt und hat auch Forderungen an die Politik gestellt, Papst Franziskus tut es andauernd, aber das kann man natürlich nur dann tun, wenn man seine eigenen Hausaufgaben macht, ich glaub das ist fast der wichtigste Faktor für Kirchen, ne hohe Glaubwürdigkeit     

Natürlich kann und muss auch jeder und jede Einzelne zum Erhalt des Planeten beitragen, den Stromverbrauch reduzieren, Bahn fahren statt fliegen, reparieren statt wegwerfen, weniger Fleisch essen, und und und – die Liste der Möglichkeiten ist lang, und auch wenn es nur Schritte auf dem Weg oder Kleinigkeiten sind: 

Die Summe macht‘s natürlich, und auch da ist es wieder so, wenn ich mich selber so verhalte, kann ich auch an die Kirche wieder Forderungen stellen und sagen, ihr müsst auch mal anfangen.

Bevor Charlotte Kleinwächter Bistums-Klimamanagerin wurde, war die heute 52 Jahre alte verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder lange Jahre Geschäftsführerin der Lokalen Agenda 21 in Trier. Solche Agenda-Initiativen gibt es seit dem ersten großen Erdgipfel in Rio 1992, um vor Ort lokale Initiativen für nachhaltiges Handeln zu starten, getreu dem Motto global denken, lokal handeln.  

Viel zu lange wurde der biblische Schöpfungsbewahrungsauftrag als Schöpfungsausbeutungsauftrag missverstanden, darüber sind wir uns einig am Ende unseres Gesprächs. Aber immerhin: Langsam kommen auch die Kirchen in die ökologischen Gänge. Charlotte Kleinwächter arbeitet auf jeden Fall daran, das Bistum Trier auf Kurs zu bringen. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25413
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