SWR3 Worte

SWR3 Worte

Eine Kaulquappe hatte einen Weißfisch geehelicht. Als ihr Beine wuchsen und sie ein Frosch zu werden begann, sagte sie eines Morgens zu ihm: „Martha, ich werde jetzt bald einer Berufung aufs Festland nachkommen müssen; es wird angebracht sein, dass du dich beizeiten daran gewöhnst, auf dem Lande zu leben.“ – „Aber um Himmels willen!“, rief der Weißfisch verstört, „bedenke doch, Lieber: Meine Flossen! Die Kiemen!“ Die Kaulquappe sah seufzend zur Decke empor. „Liebst du mich, oder liebst du mich nicht?“ – „Ei, aber ja“, hauchte der Weißfisch ergeben. „Na also“, sagte die Kaulquappe.

Zit. nach: Dietmar Mieth, Die Kunst zärtlich zu sein. Wege zur Sensibilität, Herder: Freiburg 1982, 57
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