Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Widdewiddewit – ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“! Pippi Langstrumpf ist es, die das so laut singt. Sie ist wirklich ein sehr besonderes kleines Mädchen. Lässt sich von niemandem was sagen. Erfindet ihre eigene Lebensgeschichte. Dreht den Erwachsenen eine lange Nase. Und macht tatsächlich, was sie will.

Auch in uns Erwachsenen steckt oft viel von Pippi Langstrumpf. Da gibt es viele männliche und weibliche Exemplare, die sich die Welt gerne machen wollen, wie sie es für richtig halten. Freiheit ist auch für mich ein hohes Gut. Ein sehr hohes sogar. Aber es gibt eben Bereiche, an denen meine Freiheit endet. Aus gutem Grund. Eine Lehrerin erzählte von Abiturienten, die die Rechtschreibregeln „nicht einsehen“ und mit ihr darüber diskutieren. Sie sind empört, wenn im Aufsatz für Rechtschreibfehler Punkte abgezogen werden. Duden hin oder her. Andere berichten von Berufsanfängern, die ihren Vorgesetzten mit 35 Jahren Berufserfahrung sagen, dass sie beruflich keine Ahnung haben. Weil die sich nicht so verhalten, wie sie es für richtig halten. Auch im Kopf vieler Autorfahrer scheint sich Pippi Langstrumpf eingenistet zu haben.  In meiner Straße fährt fast niemand so langsam, wie vorgeschrieben. Die Sicherheit der Schulkinder und Kindergartenkinder in dieser Straße – geschenkt. Ich mach mir  die Welt einfach, wie sie mir gefällt.

Vermutlich haben die meisten etwas von Pippi Langstrumpf in sich. Ich jedenfalls kenne das gut. Das ist manchmal erfrischend. Aber wenn jeder sich seine eigene Welt machen will, gibt es Chaos. So funktioniert keine Familie, keine Schulklasse, keine Glaubensgemeinschaft, keine Nation. Für das Gemeinsame brauchen wir Verabredungen und Regeln, damit man sich aufeinander verlassen kann. Und nur in diesem Schutzraum von Verabredungen und Regeln ist Freiheit möglich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25287
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