Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Überall im Dorf hängen Wahlaufrufe. Die Männer sollen darüber entscheiden, ob zukünftig auch Frauen wählen dürfen. Vollkommen absurd, von heute aus gesehen. Aber genauso war es 1969 in der Schweiz, im Kanton Appenzell. Der Film „Die göttliche Ordnung“ greift diese wahre Situation auf. Der Wahlaufruf spaltet das Dorf. Manche Frauen sind gegen das Frauenwahlrecht. „Es geht uns doch gut.“, sagen sie. „Männer entscheiden, Frauen fügen sich. Das ist die göttliche Ordnung.“ Aber es gibt viel mehr Frauen, die haben die Nase voll davon, wie unmündige Kinder behandelt zu werden und sie tun sich zusammen. Diese Frauen nutzen die alten Strategien: treten in Streik, probieren Hosen statt Faltenröcke, üben sich im selbständigen Denken und Handeln. Und sie lernen, sich als Frauen neu zu sehen: interessant, lustvoll, sinnlich, begabt, den Männern ebenbürtig, wunderbare Gottes-Geschöpfe.

Und die Männer? Die fühlen sich provoziert. Sind sie noch Männer, wenn Frauen jetzt wählen wollen? Wer kocht, wäscht, bügelt und putzt für sie, wenn die Frauen auch arbeiten gehen? Sie sind verunsichert, wehren sich, teilweise gemein und unflätig. Aber einer von ihnen, ein muskelbepackter Zimmermann, macht in der Küche eine wundervolle Erfahrung. Sollen die Kollegen ihn als Weichei auslachen – er genießt es, seinen ersten Kuchen zu backen. Und er fängt an, seine Frau ganz neu zu sehen, und neu zu lieben.

Gott hat Frauen und Männer geschaffen – als sein Abbild und mit vielfältigen Begabungen und Kräften. Und sie sind gleichwertig und können sich die Lebensaufgaben teilen. „Die göttliche Ordnung“ wäre eher, dass Männer und Frauen sich auf Augenhöhe begegnen. Sie sollten das Leben miteinander bewältigen und sich so gegenseitig bereichern.

In Appenzell haben die Männer übrigens dann doch für das Frauenwahlrecht gestimmt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25286
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