Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„So, das war jetzt mein „Wort zum Tag“ für Sie“, hat mir eine Frau geschrieben. Ihre Geschichte hat mich so beeindruckt, dass ich sie Ihnen heute Morgen weitergeben will.

Vor einiger Zeit hat die Frau in der S-Bahn einen Mann getroffen, mit dem sie ins Gespräch gekommen ist. Es ging darum, was Menschen glauben. Der Mann hat gesagt: Gott richtet und straft die Menschen, damit sie den richtigen Weg finden.

Aber die Frau hat dagegen gehalten. Ich habe dem Mann von mir und meinem Sohn erzählt, hat sie geschrieben. Ich muss mich morgens beeilen, damit ich meine Bahn nicht verpasse und rechtzeitig zur Arbeit komme, habe ich gesagt. Aber manchmal trotzt mein kleiner Sohn und will seine Schuhe nicht anziehen. Aber dann bestrafe ich ihn doch nicht! Dann sage ich höchstens: O.k. dann gehst du jetzt halt in Strümpfen in die Kita…. Ich lasse ihn die Konsequenzen seines Handelns spüren, aber ich strafe oder schlage ihn doch nicht! Liebe und Hiebe vertragen sich nicht, finde ich.

Das alles hat die Frau dem Mann in der S-Bahn erzählt. Den hat das sichtlich bewegt. Dann hat er gesagt: „Wissen Sie, unser Vater hat uns mit einem Gürtel geschlagen…“.

Erst wusste ich nicht, schreibt sie, was ich darauf sagen sollte. Dann habe ich ihm geantwortet: „Das tut mir leid, dass Ihr Vater Sie geschlagen hat. Er war vermutlich wie viele Männer seiner Generation und hat nicht gewusst, wie es besser und anders geht. Aber ich glaube, wenn ich als kleiner Mensch Wege finden kann, meine Kinder nicht zu schlagen: Dann hat Gott, unser Vater im Himmel, sicher noch viel mehr und bessere Ideen als ich. Wenn er uns liebt, dann wird er uns sicher nicht schlagen“

„Der Mann“, schreibt sie noch, hat sich dann verabschiedet und gesagt: „Ich danke ihnen für dieses Gespräch.“

Mir hat die Frau noch dazu geschrieben: „Ich bin überzeugt, dass Gott uns nicht aktiv straft. Aber er lässt uns die Konsequenzen unseres Handelns spüren und das ist schon schlimm genug: Was Menschen Menschen antun und auch der Schöpfung. Wenn man die Nachrichten guckt, sieht man ja, dass wir kaum eine Gelegenheit auslassen uns selbst gegenseitig zu vergiften mit Diesel-Abgasen oder Läusegift in den Eiern. Wir laden die größte Europäische Waffenmesse im Mai 2018 nach Stuttgart ein, damit weiter Krieg in alle Welt exportiert werden kann. Wir brauchen da echt keinen Gott, der uns zusätzlich straft. Aber wir brauchen einen, der uns mit unseren ganzen blöden und guten Ideen annimmt und auffängt“ und hoffentlich das Schlimmste verhindert. 

„So das war mein Wort zum Tag heute für Sie“, hat die Frau am Schluss geschrieben. Ich finde, Sie hat Recht. Deshalb habe ich es heute Morgen an Sie weitergeben.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25159
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