SWR2 Wort zum Tag

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Judas! Der Verräter. Ein Freund von Jesus. Für Geld zeigt Judas den Soldaten wo sich Jesus aufhält. Und so wird Jesus verhaftet und letztlich zum Tod verurteilt. Als Judas klar wird, was er da angerichtet hat, verzweifelt er. Sein Gewissen quält ihn und er sieht keinen anderen Ausweg als den Tod.

Bis hierher ist diese dramatische Geschichte ziemlich bekannt. Aber es gibt eine Fortsetzung.

Die sieht man auf einem Bild, das vor fast 1000 Jahren in Frankreich in Stein gemeißelt worden ist. Es befindet sich in der Kirche von Vézelay.

Dieses Bild, das die Geschichte um Judas den Verräter weitererzählt, hat eine schier unglaubliche Botschaft.

Das Bild ist zweigeteilt. Auf der linken Seite sieht man den toten Judas an einem Seil hängen. Er hat sich das Leben genommen. Die Zunge hängt ihm aus dem Mund. Ein tragisches Ende dieses Lebens.

Auf der anderen Seite dann die Fortsetzung.

Jesus trägt den toten Judas auf seinen Schultern. Wie ein Hirte ein verlorenes oder verletztes Schaf zurück zu seiner Herde trägt, so hat sich Jesus seinen Freund über die Schultern gelegt. Jesus trägt Judas nach Hause.  

Judas gilt ja oft als Musterbeispiel eines verlorenen Menschen. Und da finde ich es großartig, darauf hoffen zu können, dass Jesus Judas verzeiht. Was auch immer geschehen sein mag, für Jesus geht es weiter. Er lässt seinen Freund nicht einfach "hängen". Für mich eine glaubwürdige Vorstellung von Jesus. 

Natürlich weiß niemand, wie die Geschichte um Judas wirklich ausgeht. Wer auch immer dieses Bild gemacht hat war von tief überzeugt:

Die Liebe Gottes ist unvorstellbar groß. Viel größer als wir Menschen es uns ausmalen könnten. Sie ist größer als menschliches Versagen.

In der Bibel steht im ersten Brief des Johannes: „Klagt uns unser Herz auch an, Gott ist größer und er weiß alles.“

Der gute Hirte Jesus in diesem Bild geht all den Menschen nach, die sich scheinbar von ihm entfernt haben.

Für mich bedeutet das konkret: Ich brauche auch in meinem Leben nicht zu verzweifeln. Wenn ich scheitere. Oder wenn ich Fehler gemacht habe, die mich nicht loslassen. 

Gott sucht und findet die Menschen auch da wo sie völlig am Ende sind und glauben endgültig verloren zu sein.

Was für eine erleichternde Aussicht für Judas! Aber auch für mich und für uns alle.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25157
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