SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Als der Kardinal den Namen nennt, den sich der neue Papst gibt,
ist es schon die zweite Sensation innerhalb weniger Sätze.
Ein Papst aus Südamerika,
ein Ordensmann noch dazu – das war schon mal stark.
Und er nennt sich Franziskus.
Er stellt sich und sein schweres neues Amt
unter das Zeichen des heiligen Bettelmönchs aus Assisi.
Dabei hat der doch zeitlebens immer mal im Konflikt gestanden
mit  der Amtskirche und ihrem Papst in Rom...

Das, vermute ich mal,
war Papst Franziskus weniger wichtig.
Er wollte sich und die ganze Kirche
(und vermutlich auch gleich die ganze Welt)
jeden Tag an die Botschaft erinnern:
Gott ist ein Gott der Armen; Besitz oder gar Reichtum ist vielleicht schön,
aber immer gefährlich.
Wer viel hat, braucht Waffen, muss seinen Reichtum verteidigen –
und  das, hat Franz von Assisi gesagt, ist der Anfang von Streit und Krieg.
Also weg mit dem Plunder.

So hatte er selbst sich gleich am Anfang schon von allem getrennt:
Sein Vater, der reiche Kaufmann Pietro Bernardone,
wollte ihn noch zur Vernunft bringen.
Der örtliche Bischof soll das regeln, in einer Art Prozess,
auf dem Marktplatz, in aller Öffentlichkeit.
Da reißt Francesco sich die Klamotten vom Leib
und schmeißt sie dem Vater vor die Füße:
Nicht mal mehr das will ich mitnehmen; nackt werfe ich mich in Gottes Arme – arm und ganz ohne Besitz, wie Jesus auch gelebt hat.

Das nämlich war der andere Grund für seine Sehnsucht nach der Armut
und für seinen Entschluss, das prächtige Luxusleben dranzugeben:
er wollte Jesus so ähnlich sein wie möglich.
Arm wie die Ärmsten seiner Zeit;
bereit, sogar sein Leben zu opfern
im Dienst des Evangeliums.
Er trug die Botschaft ja im Herzen und war immer auch bereit,
sie mit anderen zu teilen – mit Menschen und Tieren, erzählt man sich.

Scheint gelungen zu sein –
denken sie nur an den bösen Wolf von Gubbio, vor dem die Stadt Angst hatte:
Franziskus geht allein zu ihm raus auf den Acker, begrüßt ihn als Bruder Wolf
und vermittelt Frieden zwischen ihm und den Leuten…

Ich weiß nicht, ob der Papst heute Namenstag feiert –
es ist jedenfalls der Tag des Heiligen Franziskus.
Glückwunsch schon mal allen, die so heißen wie er:
Franz, Frank, Francis, Frantek, Francisco...
Und außerdem: Das verspreche ich schon mal ihnen und allen:
dass wir weiterarbeiten werden an dem Auftrag,
den ihr Namenspatron so deutlich gelebet hat – in aller Bescheidenheit:
ganz nah, als Bruder bei Menschen und Tieren und der ganzen Schöpfung.
Der Franziskus in Rom wird sicher auch heute wieder Hand anlegen
für mehr Gerechtigkeit und Verständigung und damit: für wirklichen Frieden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=25082
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