Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Jetzt musst du ,Ja‘ drücken!“ Anja guckt mir über die Schulter. Sie hilft mir gerade dabei, mein neues Handy einzurichten. Ich verstehe nicht. „Na! Damit die immer wissen, wo du bist.“ „Ja“, sage ich, „das habe ich schon verstanden. Das ist ein Ortungsdienst. Apple und Google wollen immer wissen, wo ich bin. Aber will ich, dass die das immer wissen?“

„Ja, warum denn nicht? Das ist doch toll. Du kannst nicht verloren gehen. Egal, in welchem Land du bist. Die finden dich immer mit ihren Satelliten. Und für die ganzen Kartendienste und so. Wenn du den Weg wissen willst, dann müssen die doch wissen, wo du bist. Die sind immer bei dir.“

„Weißt du“, sage ich, „ehrlich gesagt möchte ich, dass nur Gott immer bei mir ist. Wenn irgendein Großkonzern immer bei mir ist, finde ich das eher bedrohlich.“
Anja guckt mich an: „Willst du jetzt mit mir eine Grundsatzdiskussion veranstalten oder dein Handy einrichten? Mach einfach diesen simplen Klick auf den blöden Bildschirm.“

„Du hast Recht“, sage ich, „und ja: die Kartenfunktion ist wirklich praktisch. Die benutze ich oft, wenn ich unterwegs bin.“ Ich drücke also „Ja“ und Anja hält mich nicht für rückständig und überängstlich.

Trotzdem: Jetzt also kann ich immer geortet werden, wenn ich das Handy dabeihabe. Das finde ich ja gar nicht schlecht. Wenn ich einen Unfall habe, dann kann ich Hilfe rufen. Wenn ich mich in einer Stadt verlaufen habe, dann finde ich wieder zu meinem Auto zurück. Das ist gut.

Aber Apple und Google wissen trotzdem nicht den Weg für mich. Den kann mir kein Handy zeigen. Ich vertraue da lieber darauf, dass Gott immer bei mir ist. Der kann mir vielleicht nicht helfen, wenn ich nicht weiß, wo die nächste Apotheke ist, aber meinen Lebensweg – den kennt er. Mit etwas Gottvertrauen kann ich darauf zählen, dass Gott den Weg sogar besser kennt als ich. Und dass er mich schon richtig führen wird. Anja sieht mich ungeduldig an. „Pfarrer und Technik“, seufzt sie, „da habe ich mich auf was eingelassen.“

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